Cappenberger Kopf

Die vergoldete Bronzeskulptur aus dem 12. Jahrhundert ist kein "Barbarossakopf"

Knut Görich (Hrsg.): Cappenberg - der Kopf, das Kloster und seine Stifter. Regensburg 2022, ISBN 978-3-7954-3612-4.

Im Jahre 1882 entdeckte Augustin Hüsing im Kirchenschatz der ehemaligen Cappenberger Klosterkirche eine Kopfskulptur. Er ging auf Grund der eingravierten Inschriften davon aus, dass dieses Kunstwerk ein Johannesreliquiar sei.

Friedrich Philippi stellte jedoch im Jahre 1886 die Hypothese auf, bei der Skulptur handle es sich um eine Porträtbüste von Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Die zwar nicht bewiesene, aber durchaus plausible Hypothese eines erst nachträglich in ein Johannesreliquiar umgewandelten "Barbarossakopfes" setzte sich in der Folgezeit allgemein durch.

Im September 2019 fand auf Initiative des Rotary Club Selm im Schloss Cappenberg die Tagung "Cappenberg: Der Kopf, das Kloster und seine Stifter" statt. An dieser Tagung nahmen bekannte Historiker wie beispielsweise Knut Görich, Jürgen Dendorfer, Gerhard Lubich und Ferdinand Opll teil. Anlass der Tagung waren der Cappenberger Kopf und sein historischer Kontext.

Im August 2021 erfolgte eine materialtechnische Untersuchung der Skulptur.

Die Beiträge der Tagung und der materialtechnischen Untersuchung wurden 2022 in einem von Knut Görich herausgegebenen Sammelband veröffentlicht.

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Seither steht es außer Zweifel, dass es sich bei dem Cappenberger Kopf keineswegs um eine – womöglich lebensechte – Darstellung von Kaiser Friedrich I. Barbarossa handelt. Die vergoldete Bronzeskulptur war zu keinem Zeitpunkt etwas anderes als dem Evangelisten Johannes gewidmetes Reliquiar.

Die Briefmarke aus dem Jahr 1977, auf der das Reliquiar noch als "Barbarossakopf" bezeichnet wurde, ist somit überholt.

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