Traditionsnotiz des Lorcher Abts Kraft. Abschrift aus der Zeit um 1500 auf einzelnem Pergamentblatt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 499 (Kloster Lorch) U 21.


Die zehn Zeilen der lateinischen Urkunde lauten:

  1. In nomine sancte et individue trinitatis. Cum omne testamentum sit certitudo preteritorum et futurorum argumentum, idcirco michi Craftoni, Laureacensium abbati, placuit conscribi, ut pateat tam
  2. presentibus quam futuris Christi fidelibus, qualiter duo fratres, videlicet Rudolfus et Cuno de Vtinkofen, filios et filias hominis cuiusdam Razin nomine, quos hereditario possederant
  3. iure, contulerint ecclesie nostre. Dissidebant namque, et ob hoc iam dicti hominis filios et filias sicut et cetera bona sua inter se partiti sunt, et uterque partem alterius abdicavit. Sed
  4. dominus Cuno, occulta inspiracione gratie, prefati viri filias duas sibi attinentes, Hadwigem videlicet et Hiltiburgem, tradidit domino suo duci Friderico, ea videlicet condicione ut ipse
  5. eas cum omni posteritate earum contraderet sancte Marie et loco nostro. Qui predictus dux tradidit eas in manus duorum liberorum hominum, videlicet Manigoldi de Laichingen et
  6. Gumberti de Spelte, ut ipsi vice sui libera tradicione delegarent eas sancte dei genitrici Marie et ecclesie nostre, eo pacto ut annuatim tam masculus quam femina duos
  7. denarios loco nostro pro censu solverent, et de cetero ab omni hominum molestacione liberi permanerent. At illi omnia ut iussi erant diligentissime et efficacissime peregerunt.
  8. Huius rei testes sunt omnis congregatio nostra et seculares subscripti complures: Reinboldus, Waltherus, Gebuinus, Arnoldus et Arnoldus, During et Sigifridus frater eius, et
  9. Hainricus et Otto fratres, Burchardus et Burchardus, Eggihardus, Burchardus, Conradus et Adelbertus. Hii omnes Gimundin erant cives, huic rei testimonium
  10. perhibentes. Facta sunt hec anno incarnacionis dominice millesimo centesimo sexagesimo secundo, indictione X., regnante Friderico fidelissimo Romanorum imperatore.

Auf deutsch:

Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit. Da jedes schriftliche Zeugnis sicheres Wissen von Vergangenem und Beweis für die Zukunft bedeutet, habe ich, Abt Kraft von Lorch, niederschreiben lassen, damit die Christgläubigen jetzt und künftig erfahren:

dass die beiden Brüder Rudolf und Kuno von Utinkofen die Söhne und Töchter eines gewissen Mannes namens Razin, die sie nach Erbrecht besessen hatten, unserer Kirche geschenkt haben. Sie waren nämlich unter sich uneins und haben deshalb die Söhne und Töchter des genannten Mannes sowie die übrigen Güter unter sich geteilt, und ein jeder hat auf den Anteil des anderen verzichtet.

Unter geheimnisvoller Einwirkung der Gnade hat Herr Kuno jedoch die ihm gehörenden beiden Töchter des erwähnten Mannes, Hadwig und Hiltburg, seinem Herrn, dem Herzog Friedrich übergeben, doch unter der Bedingung, dieser möge sie mit ihrer gesamten Nachkommenschaft der hl. Maria und unserem Kloster übertragen.

Der genannte Herzog übergab sie in die Hand zweier freier Männer, dem Manegold von Laichingen und dem Gumbert von Speltach, damit diese sie an seiner Statt in freier Schenkung der heiligen Gottesmutter Maria und unserer Kirche übertrügen, unter der Bedingung, dass jährlich Mann wie Frau 2 Pfennige unserem Kloster als Zins bezahlen; sonst aber sollten sie frei bleiben von jeder menschlichen Belästigung. Jene führten alles ihrem Auftrag entsprechend sehr sorgfältig und erfolgreich durch.

Zeugen hierfür sind unsere gesamte Ordensgemeinschaft sowie die im folgenden genannte größere Anzahl von weltlichen Personen: Reinbold, Walter, Gebwin, Arnold und Arnold, During und sein Bruder Siegfried, die Brüder Heinrich und Otto, Burkhard und Burkhard, Eckehard, Burkhard, Konrad und Adelbert. Diese waren alle Bürger zu Gmünd und haben hierfür Zeugnis abgelegt. Geschehen im Jahr der Menschwerdung des Herrn 1162, in der 10. Indiktion, unter der Regierung Friedrichs, des getreuen römischen Kaisers.


Der für Schwäbisch Gmünd entscheidende Halbsatz steht im rechten Drittel der vorletzten Zeile:

Hii omnes Gimundin erant cives



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