Wer den Trifels hat, hat das Reich

Die Stauferstele auf der einstigen Reichsburg in Rheinland-Pfalz

Die Burg Trifels liegt im Pfälzerwald in Rheinland-Pfalz oberhalb von Annweiler. Diese ehemalige Reichsburg steht in 494 Meter Höhe auf einem riesigen, dreiteiligen Buntsandsteinfelsen, von dem sie ihren Namen hat: Dreifacher Fels. Die ältesten heute noch sichtbaren Teile der Burg stammen aus dem 11. Jahrhundert. Die das heutige Bild prägenden Bauwerke sind aber noch nicht einmal siebzig Jahre alt.

VON PETER KOBLANK (2013)

Schon Kelten und Römer nutzten den Sonnenberg über Annweiler für Wehranlagen, die aber im 5. Jahrhundert aufgegeben wurden. 1937 wurden bei Ausgrabungen Reste einer hölzernen Burganlage entdeckt, die aus dem 10. Jahrhundert stammt. 1081 wurde die Burg mit der Nennung Diemars von Trifels erstmalig urkundlich erwähnt. Unter den Saliern wurde der Trifels eine Reichsburg.

Trifels Luftaufnahme

Die Burg Trifels auf dem Buntsandsteinfels des Sonnenbergs sieht aus der Luft wie ein riesiges Schiff aus, dessen Bug die Felsnase im Süden bildet. Am Hauptturm erkennt man das erst in den 1960-er Jahren hinzugefügte, farblich leicht abweichende oberste Stockwerk. Der ursprünglich dreigeschossige Turm wurde aufgestockt, um die Proportionen zu dem direkt dahinterliegenden Palas zu wahren. Dieses Bauwerk mit einem mehrgeschossigen Kaisersaal, den es im Mittelalter nicht gegeben hat, wurde zwischen 1938 und 1946 auf den Mauerresten des historischen Palas errichtet und ist deutlich höher als das Original. – Foto: Wikipedia.

  

Reichskrone

Reichskrone (Kopie) auf der Burg Trifels

Zur Zeit der Staufer war Trifels im 12. und 13. Jahrhundert eine der wichtigsten Reichsburgen und diente zeitweilig zur Aufbewahrung der Reichsinsignien, die heute im Original in Wien und als Replikate auf dem Trifels zu besichtigen sind. Zu diesen Herrschaftszeichen des Reiches, die gleichermaßen für König und Kaiser galten, gehörten u.a. Reichskrone, Zepter, Reichsapfel, Schwert und Heilige Lanze.

Der Besitz der Reichsinsignien war ein maßgebliches Indiz für die Rechtmäßigkeit eines Königs bzw. Kaisers. Daher soll es im Mittelalter das geflügelte Wort gegeben haben: "Wer den Trifels hat, hat das Reich."

Baugeschichte

Unter den Staufern wurde die Reichsburg ausgebaut. In der Regierungszeit von Barbarossa entstand beispielsweise der mit Buckelquadern verschalte Hauptturm, der eine Kapelle enthält und speziell für die Unterbringung der Reichskleinodien konzipiert wurde.

Mit dem Ende der Stauferherrschaft begann auch der Niedergang der Burg Trifels. 1602 durch einen Blitzschlag weitgehend zerstört, diente die Ruine später der umliegenden Bevölkerung als Steinbruch.

Trifel 1859

Ostansicht der Ruine Trifels Mitte des 19. Jahrhunderts. - Quelle: Georg H. Krieg von Hochfelden: Geschichte der Militär-Architektur in Deutschland mit Berücksichtigung der Nachbarländer von der Römerherrschaft bis zu den Kreuzzügen nach Denkmälern und Urkunden, Stuttgart 1859, S. 298. Faksimile des Buches.

Die heute noch erhaltenen stauferzeitlichen Baureste aus dem 12. und 13. Jahrhundert sind in der obigen Abbildung weitgehend zu erkennen:

  • Teile der Ringmauer (a)
  • Brunnenturm in der Nordostecke der Burg (d)
  • Untere drei Geschosse des Hauptturms mit dem Kapellenerker im Zentrum der Burg (m)
  • Untere Steinreihen (bis zehn Meter) des Palas nördlich an den Hauptturm angrenzend (o p q r)
  • Abortschacht in der Südwestecke des Palas (s), den Krieg von Hochfelden für einen Aufzug hielt, "eine geheime, verborgene Anstalt zum Behufe der Flüchtung der Reichskleinodien" (S. 310).

In den 1880-er Jahren wurde der Brunnenturm in der Nordostecke der Burg saniert und die steinerne Bogenbrücke wiederhergestellt. Ab 1938 wurden der Palas und andere Teile der Burg nach Plänen von Rudolf Esterer rekonstruiert, allerdings nicht immer originalgetreu.

Einen Raum wie den Kaisersaal, der sich über mehrere Stockwerke erstreckt, hat es in einem Palas der Stauferzeit weder auf dem Trifels, noch in einer anderen größeren Burg oder Pfalz gegeben. Da der nach Esterers Plänen zwischen 1938 und 1946 rekonstruierte Palas mit dem Kaisersaal im Gegensatz zu seinem niedrigeren Vorgängerbau 27 Meter hoch ist, wurde der angrenzende, ursprünglich dreistöckige Hauptturm in den 1960-er Jahren auf 32 Meter erhöht, damit er wieder wie in alten Zeiten den Palas überragt.

Vergrößerte Ansicht

Bauperioden der Reichsburg Trifels. – Quelle: Bernhard Meyer: Pfälzisches Burgenlexikon: Burg Trifels. Die mittelalterliche Baugeschichte, Kaiserslautern 2001. Vergrößerte Ansicht

Vergrößerte Ansicht

Quelle: Deutsche Bundespost 1965 und 1967.
Vergrößerte Ansicht

Der 1952 mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnete Architekt Rudolf Esterer (1879-1965) war u.a. auch für die Restauration der Nürnberger Kaiserburg, der Festung Marienberg in Würzburg und des Speyrer Doms verantwortlich. Er glaubte sich im Rahmen einer heute überholten Schöpferischen Denkmalspflege zu derartigen Neuinterpretationen berechtigt.

Die von Esterer von Anfang an geplante Aufstockung des Hauptturms kann man an zwei Versionen einer 40-Pfennig-Briefmarke der Deutschen Bundespost nachvollziehen. Diese beiden Briefmarken stammen aus der Serie I (1964-1965) und der Serie II (1966-1969) der Deutschen Bauwerke aus zwölf Jahrhunderten.

1938

Modell der Ruine vom Jahr 1938 nach den Ausgrabungen. Dieser Zustand stimmt weitestgehend mit der oben dargestellten Zeichnung von Georg H. Krieg von Hochfelden aus der Mitte des 19. Jahrhunderts überein. Lediglich die baufällige Steinbrücke zum Brunnenturm war in der Zwischenzeit im Jahre 1882 rekonstruiert worden. – Quelle: Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz.

Planung

Modell des von Rudolf Esterer geplanten Endzustands. – Quelle: Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz.

Heute

Heutiger Zustand von Osten aus. Hauptturm und Palas entsprechen den Plänen Rudolf Esterers. – Quelle: www.annweiler.de.

Trifels im Nebel

Auf diesem Bild ist der Hauptturm der Burg oberhalb der Felsnase des Trifels von Wolken verhüllt und nur zu erahnen.

Brunnenturm

Die 2008 eingeweihte Stauferstele steht – auf diesem Foto inmitten der Wolken – in der Vorburg beim Brunnenturm, an dem man die für die Stauferzeit typischen Buckelquadern sehen kann. Buckelquader sind auf der Schauseite nur an den Rändern glatt bearbeitet (Randschlag), der Rest ist roh belassen und steht "bucklig" hervor wie ein Kissen. Schon von Weitem signalisierten diese repräsentativen Steine die Bedeutung der Burg und die Macht ihres Burgherrn.

  

Stauferstele aus Jura-Travertin (Weinsberg 2009)

Die Stele auf dem Trifels wurde aus regionalen Gründen nicht aus dem normalerweise für die Stauferstelen verwendeten rahmweiß gebänderten Jura-Travertin aus dem mittelfränkischen Pappenheim angefertigt. Stattdessen verwendete der Bildhauer Markus Wolf roten Vogesensandstein aus einem Steinbruch im elsässischen Rothbach siebzig Kilometer südwestlich vom Trifels. Da die Vogesen und der Pfälzerwald Teile ein und desselben Mittelgebirges sind, ist der Sandstein aus dem Elsass so gut wie identisch mit dem Sandstein, aus dem der Fels und das Baumaterial der Burg Trifels bestehen und der in dieser Region Pfälzer Buntsandstein genannt wird.

Das 2,75 Meter hohe achteckige Denkmal erinnert an die Bedeutung des Trifels als Schatzkammer für die Reichsinsignien in staufischer Zeit, als Gefängnis für König Richard Löwenherz von England 1193, als Residenz des Markward von Annweiler, Reichstruchsess unter den Kaisern Friedrich I. Barbarossa und Heinrich VI. und Vormund von Kaiser Friedrich II.

Stauferstele

Stauferstele in der Vorburg mit Blick nach Süden.

Bauphasen der Burg Trifels
Briefmarken der Deutschen Bundespost zur Burg Trifels
Der Steinbruch von Rothbach


Stauferstele Trifels