Stauferstele Augsburg: Ungeliebtes Geschenk?
Ecke Obstmarkt/Kesselmarkt beim "Bayerischen Haus am Dom" soll aufgewertet werden
Unter dem Titel "Stadt nimmt ungeliebtes Geschenk doch an" berichtete die Augsburger Allgemeine am 27. November 2013 über die in Augsburg geplante Stauferstele. Allerdings steht bis heute noch keine Stauferstele in Augsburg.
VON PETER KOBLANK (2016)
Stifter der Stauferstele ist Dr. Eugen Liedl. – Ausschnitt aus der Broschüre des Komitees der Stauferfreunde Stauferfreunde stiften Stauferstelen (2014), S. 65.
Für Augsburg sind über 25 Aufenthalte der staufischen Könige und Kaiser nachgewiesen, darunter mehrere Reichstage. Berühmt ist der Schiedsspruch von Kaiser Friedrich I. Barbarossa auf dem Reichstag in Augsburg im Jahre 1158, der zu einem Vergleich mit Heinrich dem Löwen führte und als Münchens Geburtsurkunde gilt.
Formal nicht zeitgemäßes Monument
Am 20. November 2013 hatte die Augsburger Allgemeine bereits berichtet, dass hinter den Kulissen eine Debatte um das Kunstwerk tobe. Baukunstbeirat-Vorsitzender Walter Bachhuber: "Die Gestaltung der Stele wird vom Baukunstbeirat einstimmig als formal nicht zeitgemäßes Monument empfunden. Ein kritischerer und spannungsreicherer Umgang mit dem Thema Erinnerungskultur wäre wünschenswert."
Die Stele solle, wenn überhaupt, am Obstmark aufgestellt werden. Aus dem Rennen seien der Fronhof und der Eingangsbereich der Stadtwerke am Hohen Weg.
Der von der Stadt angebotene Standort liegt etwa zweihundert Meter Luftlinie vom Augsburger Dom entfernt.
Stele kommt "ohne Wenn und Aber"
Der Streit um die Stauferstele sei, so Augsburger Allgemeine eine Woche später am 27. November 2013, vorerst beigelegt worden: Die Stele werde nun "ohne Wenn und Aber" kommen. Der Standort sei an der Ecke Obstmarkt/Kesselmarkt beim Gasthof "Bayerisches Haus am Dom".
Im Vorfeld habe es auch deshalb Debatten gegeben, weil die Stadt von jährlichen Unterhaltskosten von tausend Euro ausgegangen war. Dies sei vom Komitee der Stauferfreunde dementiert worden mit den Worten: "So ein Schmarren, keines der Denkmäler hat je einen Cent an Folgekosten verursacht."
Am 25. November stimmte der Kulturausschuss der Errichtung des Denkmals zu. "Es findet eine Vor-Ort-Begehung mit den wichtigsten Beteiligten statt", so der damalige Kulturreferent Peter Grab.
Seit 2013 hat man von diesem Projekt nie mehr etwas gehört.
Keine Reaktion des Stifters
Wie das Kulturreferat der Stadt Augsburg am 11. Oktober 2016 auf Anfrage mitteilte, hat sich an der Beschlusslage des Kulturausschusses und des Bauausschusses in Anlehnung an das Votum des Baukunstbeirats seither nichts geändert. Auf dessen Basis habe die Stadt Augsburg dem Stifter einen Entwurf für einen Schenkungsvertrag übersandt.
Leider habe der Stifter diesen Vertrag bislang nicht gegengezeichnet, da offenbar Vorbehalte zum vorgesehenen Standort bestehen.
Eine erneute Rücksprache mit dem Vorsitzenden des Baukunstbeirates zur Standortfrage habe ergeben, dass keine anderweitige Position empfohlen werden kann. Dies sei Eugen Liedl mitgeteilt worden, eine Reaktion sei bislang ausgeblieben.
Lieber in der Wertach versenken
Wie der Bildhauer Markus Wolf am 14. Oktober 2016 auf Anfrage mitteilte, befinde sich der angebotene Standort in einem unattraktiven urbanen Bereich gegenüber eines Spielcasinos. Diesen Standort habe das Komitee der Stauferfreunde vor zwei oder drei Jahren abgelehnt.
Gerhard Raff habe damals für das Komitee sinngemäß erklärt, lieber würde man die Stele auf den Grund der Wertach versenken, als sie am Spielcasino "Las Vegas" aufzustellen. Für Wolf ist die Standortofferte unverständlich, da sich um den Dom und in dem umliegenden Park problemlos ein würdiger Platz finden ließe.
Stauferstele soll diesen Stadtraum aufwerten
Das Kulturamt vermerkte hierzu auf Anfrage, man kenne diese Einschätzung von Raff, gleichwohl habe man vom Stifter nichts mehr gehört. Der Baukunstbeirat sehe die Stauferstele als Gelegenheit, diesen Stadtraum insgesamt aufzuwerten.
Die Existenz eines Spielcasinos oder eines anderen Geschäfts könne in einer Großstadt von knapp dreihunderttausend Einwohnern nicht als zwingendes Ausschlusskriterium für diesen Standort an der Ecke Obstmarkt/Kesselmarkt gelten.