Autoreifen abgefackelt, immer wieder beschmiert
Opfer von permanentem Vandalismus
Stauferstele Baden-Baden soll jetzt woanders aufgestellt werden
Am Rande des Parkplatzes unterhalb der Ruine der ehemaligen Burg Hochbaden wurde die Stauferstele in Baden-Baden schon mehrfach das Opfer von Vandalismus.
VON PETER KOBLANK (2015/2017/2019)
Im Sommer 2015 wurden drei unbeschriftete Seiten der Stauferstele mit Filzstiften beschmiert, wie hier auf Fotos vom 7. Oktober 2015 zu sehen: Eine Seite mit Namen in kyrillischer Schrift (linkes und mittleres Bild). Eine andere Seite ist unterhalb eines inzwischen offensichtlich entfernten Plakats mit dem Satz "Babylon wird fallen" beschriftet. (oben rechts). Auf einer dritten Seite steht mit derselben Schrift "Die Erde wird sich reinigen von allem Schmutz und Übel!" Fotos: Yannic Weber.
Es handelt sich um ein Phänomen, das zuvor bei keiner einzigen anderen Stauferstele auftrat, 2019 dann aber auch in Bopfingen, wo die Spuren aber anders als in Baden-Baden unverzüglich beseitigt wurden.
Nach Auskunft von Peter Zorn, dem Pächter des siebzig Meter oberhalb der Stele liegenden Hotels Altes Schloss Hohenbaden, ist dies nicht das erste Mal: "Seit die Stele dort im letzten Herbst aufgestellt wurde, wird sie immer wieder von neuem besudelt. Schon zwei oder drei Mal wurde die Polizei informiert, wenn das wieder einmal passiert ist. Die kommt dann auch und nimmt den Schaden auf. Anschließend wird die Stele gesäubert, ich nehme an, das sind Mitarbeiter der Stadt. Und dann wird sie wieder beschmiert."
From Russia with Love
Inzwischen scheint man es aufgegeben zu haben, wie die mit dem 20. Juli 2015 datierte kyrillische Inschrift zeigt, die am 9. Oktober immer noch auf der Stele prangte.
Es handelt sich anscheinend um Glückwünsche zur Hochzeit eines russischsprachigen Paares, das vermutlich an diesem Tag in Baden-Baden getraut wurde.
Babylon wird fallen
Eine Leserin des Stauferstelen-Newsletters schrieb uns: "Bedauerlicherweise haben sich schon am Tag der Einweihung – direkt an der Stele – Kritiker extrem negativ zur Stele gemeldet. Männer und Frauen (wg. ihres Aussehens vermutlich orientalischer Herkunft) beschimpften die Staufer als Verbrecher der Kreuzzüge gegen die Muslime und kritisierten in massiver Weise dieses Denkmal. Diese Begebenheit war sehr unangenehm und befremdlich für uns. Wir haben aber nicht angenommen, dass es zu einem Vandalismus kommen würde."
Doch die momentanen Inschriften deuten keineswegs auf eine muslimische Herkunft hin. Denn der Satz "Babylon wird fallen" kann sich nur auf die neutestamentliche Allegorie der Hure Babylon in der Apokalypse des Johannes1 beziehen.
Die aktuelle Sachbeschädigung wird vom Polizeiposten Baden-Baden-Mitte (Inselstr. 3 in 76530 Baden-Baden, Telefon 07221/32172) unter dem Aktenzeichen ST/1885746/2015 bearbeitet.
Sachbeschädigung am "Alten Schloss" in Baden-Baden
Mutwillig beschädigt wurde in der Nacht zum Samstag ein Denkmal auf dem Gelände der "Ruine Hohenbaden" in Baden-Baden. Unbekannte Täter legten einen Reifen auf die sogenannte "Stauferstele" und entzündeten diesen. Das Denkmal wurde hierbei in Mitleidenschaft gezogen, die Höhe des Sachschadens steht noch nicht fest. Das Polizeirevier Baden-Baden bittet um Zeugenhinweise unter der Telefonnummer 07221/6800.
Polizeipräsidium Offenburg
Meldung vom 22. März 2015
Autoreifen auf der Stele abgefackelt
Hotelpächter Zorn: "Kaum ist die Stele gesäubert, wird sie von neuem beschmiert. Im März 2015 wurde sogar ein Autoreifen auf die Stele gelegt und dort abgefackelt."
Roland Mack, der mit seiner verstorbenen Ehefrau Jutta die Stauferstele gestiftet hat, die in Königstein innerhalb der Festung steht, kommentiert: "Immerhin haben uns in Königstein schon vor drei Jahren bei der Auswahl des Standorts Vertreter der Stadt vorgeschlagen, diesen Platz in dem nachts abgeschlossenen Bereich der Burg auszuwählen."
Parkplatz kann nicht funktionieren
Peter Zorn meint: "Das mit dem Parkplatz kann nicht funktionieren. Wenn mich jemand fragen würde, wüsste ich einen geeigneten Platz für die Stele innerhalb der Burg. Ein paar Schritte nach dem Eingang gibt es rechts ein Podest, wo sie gut zur Geltung käme. Natürlich müsste man die Fläche dort erstmal aufräumen."
Der Stifter Normann Huck vertritt hingegen den Standpunkt, dass die Stele "mit den eindrucksvollen Mauern der alten Burg im Rücken und dem großartigen Ausblick aus den Baden-Badener Bergen in die Rheinebene hinaus einen überaus stimmungsvollen Platz hat. Um so bedauerlicher ist es, dass man den Vandalismus nicht in den Griff bekommt, und es wäre schade, wenn man sie deshalb irgendwo 'verstecken' müsste."
Links: Peter Zorn wüsste, wo die Stele besser aufgehoben wäre: Nicht auf dem Parkplatz, sondern innerhalb der Burg. – Mitte: Im September 2015 wurde in Königstein eine Stauferstele eingeweiht, die inmitten der denkmalgeschützten Festungsanlage direkt bei der Kernburg steht. – Rechts: Am 9. Oktober 2015 wurde die Vorderfront der Stele provisorisch in einen Zustand versetzt, bei dem nicht jeder Besucher der Burg die Sudeleien gleich auf den ersten Blick sieht. Zwar ließen sich mit Seifenwasser und Bürste die Papierreste entfernen, doch die Filzstiftspuren sind, wenn auch wesentlich blasser, aus der Nähe noch immer sichtbar. Auf dem Foto ist die untere Trommel vorne noch feucht vom Seifenwasser und nur deshalb etwas bräunlicher.
Oktober 2015: "Stele wieder in Ordnung"
Ein Offener Brief an die Stadtverwaltung Baden-Baden2 blieb zwar unbeantwortet. Immerhin wurden aber nach Auskunft von Peter Zorn die Schmierereien kurz darauf entfernt und der Stein professionell gereinigt.
Laut Roland Seiter, Pressesprecher von Baden-Baden, muss die Stadt, der dieses Denkmal geschenkt wurde, für die Beseitigung der Schäden sorgen, was immer wieder Geld koste. Man müsse nun "in Ruhe überlegen, was wir machen können".3
Vor-Ort-Termin am 10. Januar 2017: Alte und neue Schmierereien
Peter Zorn, der damalige Pächter der Schlosshotels, hat im Oktober 2015 offensichtlich nicht sorgfältig genug hingeschaut. Denn nach wie vor ist ein Teil der Schmierereien vom Juli 2015 (zum Vergleich siehe Fotos weiter oben) auf der Stele. Sie haben auch – wie nicht anders zu erwarten – inzwischen Nachahmer gefunden:
Die Schmierereien von 2015 fanden inzwischen Nachahmer. Sogar der Distanzring zwischen den Trommeln (unteres Foto) ist jetzt bekritzelt.
Warum wurden im Jahre 2015 nur zwei der drei beschmierten Seiten der Stele gereinigt?
Der Baden-Badener Pressesprecher Roland Seiter teilte auf Anfrage am 13. Februar 2017 mit, er wolle dies in den nächsten Tagen klären. Die Auskunft kam am 21. Februar 2017 von Petra Heuber-Sänger vom Kulturbüro: Man habe von 2015 bis heute abgewartet und nicht gleich wieder eine Reinigungsaktion in Auftrag gegeben.
Die gute Nachricht: "Da mittlerweile auch witterungsbedingt leichte Verschmutzungen auf der Stele dazu gekommen sind, werden wir die Stele im Frühling reinigen - in der Hoffnung, dass dann keine weiteren Kritzeleien erfolgen." Bis dato habe die Stadt bereits 1.260 Euro für die Beseitigung des Vandalismus an diesem Denkmal ausgegeben.
Wenn es die Stadt nicht war, ist die Tatsache, dass zwei der drei 2015 beschmierten Seiten wieder sauber sind, ein Rätsel, das wohl nie gelöst werden wird.
Dauerhafte Lösung:
Versetzung an weniger gefährdeten Ort
Wie Rolf Pilarski, Sprecher der FDP-Gruppe im Gemeinderat, am 10. März 2017 mitteilte, hat er die Problematik der Baden-Badener Stauferstele in einer Gemeinderatssitzung angesprochen. Hierzu habe die Verwaltung erklärt, sie sehe eine dauerhafte Lösung in der Versetzung der Stele an einen Ort, der eine unbeobachtete Beschädigung nicht so leicht ermöglicht.
Dies hat Yannic Weber bereits am 14. Oktober 2015 in einem Offenen Brief angeregt, der bis heute unbeantwortet ist.
Hier der Stand vom Dezember 2019. In mehr als zwei Jahren hat sich nichts getan, außer dass weitere Schmierereien hinzugekommen sind:
Bemerkung vom August 2024: Der aktuelle Zustand ist dem Autor nicht bekannt. Die Absicht, die Stele an einen anderen Ort zu versetzen, ist aber wohl im Sande verlaufen.
1. | Neues Testament: Offenbarung des Johannes, Kap. 17 auf bibleserver.com. |
2. | Offener Brief von Yannic Weber vom 14. Oktober 2015 auf goodnews4.de. |
3. | Badisches Tagblatt vom 24. Oktober 2015. |