BOPFINGEN 2014
Die Ruine der Burg Flochberg im Bopfinger Ortsteil Schlossberg erinnert noch heute an einen Sieg der Staufer über die Welfen im Jahr 1150, als der erste Stauferkönig Konrad III. regierte. Im Hintergrund der Ipf, dessen Gipfel schon in der Spätbronzezeit vor über 3000 Jahren bewohnt war. – Die Stauferstele steht in Bopfingen in der Vorderen Pfarrgasse südöstlich der St. Blasiuskirche an der Stadtmauer.
Inschriften der 27. Stauferstele
Wappen des Reichs DER SOHN VON KÖNIG | ||
'BURGUS BEPHINGIN' | ||
MARQUARD | ||
BOPFINGEN |
Hintergrundinformationen zur Stauferstele
Für den Aufbau der Stauferstele am Tag vor der Einweihung war ein 35-Tonnen-Kran erforderlich, dessen Teleskopausleger sich bis zu 27 Meter ausziehen
ließ. Kranführer Dieter Wundel aus Deiningen leistete Millimeterarbeit, als er nacheinander den Sockel und die drei Trommeln der Stele exakt absetzte.
Das Bild, aufgenommen vom Turm der evangelischen Stadtkirche St. Blasius, zeigt die Anlieferung
der obersten Trommel mit der goldenen Krone. Bei der Stele der Bildhauer Markus Wolf und sein Sohn Jakob Wolf.
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Direkt an der Stele sieht man im Boden Beleuchtungeinheiten, die bei Nacht eingeschaltet werden. Die kleinen Wasserfontänen, die aus den etwas weiter von der Stele entfernten Öffnungen vor der Stele im Boden sprudeln sollen, sind eine Woche nach Einweihung noch nicht im Betrieb. Im Hintergrund Reste der mittelalterlichen Stadtmauer mit einem Durchgang zum direkt dahinter liegenden Stadtgarten.
Im Jahre 1150 hatte Welf VI. die Absicht, die staufische Burg Flochberg zu überfallen. Dies wurde von einem Heer, das nominell von dem dreizehnjährigen König Heinrich (VI.) geführt wurde, vereitelt. In der Schlacht bei Flochberg wurde Welf VI. besiegt und in die Flucht geschlagen. Heinrich (VI.), auch Heinrich-Berengar genannt, war Sohn und Mitkönig von Konrad III., dem ersten römisch-deutschen König aus dem Hause der Staufer. Er starb noch im selben Jahr. Welf VI. machte kurze Zeit später durch Vermittlung des späteren Kaisers Friedrich I. Barbarossa seinen Frieden mit den Staufern und starb 1191 im stolzen Alter von 76 Jahren.
Die zur früheren Burg gehörende Siedlung Flochberg und die Anfang des 18. Jahrhunderts direkt unterhalb der Ruine entstandene Siedlung Schlossberg sind seit 1970/71 Ortsteile von Bopfingen.
Erläuterung der Inschriften
Reichsadler. Der erste Stauferkönig Konrad III. ließ 1147, bevor er zum Zweiten Kreuzzug aufbrach, seinen ältesten Sohn Heinrich (VI.) zum Mitkönig wählen und in Aachen krönen. Heinrich (VI.) führte am 8. Februar 1150 nominell die siegreichen Truppen bei der Schlacht
Ritter von Bopfingen. Marquard von Bopfingen, Marschall des verstorbenen Königs Konrad IV., übergab 1268 dem Deutschordenshaus in Ellingen Güter in Wössingen, einen Hof und Hofstätten mit einem Wald in Oberdorf, Hofstätten und zwei Häuser in Bopfingen.3
Dieser Tatbestand steht in keinerlei sachlichem Zusammenhang mit dem Tod Konradins und ist sowohl für die Geschichte der Staufer, als auch für die der Stadt Bopfingen bedeutungslos. Ohne diese Inschrift wäre die Bopfinger Stele jedoch im Gegensatz zu allen anderen Stelen nur auf drei Seiten beschriftet. Konradin trug den Titel eines Königs von Jerusalem. Mehr dazu: Das "staufische" Königreich Jerusalem.
Bopfingen. Bopfingen liegt am westlichen Rand des Nördlinger Rieses. 1960 konnte nachgewiesen werden, dass dieses Flachland vor etwa 14,6 Millionen Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstand. Das Ries zählt zu den am besten erhaltenen großen Impaktkratern der Erde. Der Name Ries leitet sich vom Namen der römischen Provinz Raetia, da man hier zur Römerzeit, von Westen kommend, diese Provinz betrat. Es gibt die Theorie, dass die Staufer ursprünglich aus dem Ries stammen. Jedenfalls hatten sie im 12. Jahrhundert dort etlichen Besitz. – Die urkundliche Erwähnung in dem Heiratsvertrag von 1188 als burgum, also als eine Stadt mit Mauern, führt zu der Annahme, dass Bopfingen vor diesem Zeitpunkt und in der Regierungszeit von Friedrich I. Barbarossa zur Stadt erhoben worden ist. 1241 war Bopfingen jedenfalls eine Reichsstadt, wie aus einem Reichssteuerverzeichnis aus diesem Jahr hervorgeht. Sie zahlte, als Bophingen (ohne den auf der Stele genannten Zusatz Reichsstadt) bezeichnet, 50 Silbermark Reichssteuern.4 Der Durchschnittswert der 92 Orte auf dieser Liste lag (einschließlich Judensteuer, die aber in Bopfingen nicht anfiel) damals bei knapp 73 Mark. – Bereits 1279 lässt sich der Reichsadler auf einer Urkunde mit dem Sigilum civitatis de Bophingen nachweisen, den Bopfingen heute noch im Wappen führt. – Auf dem Sockel stehen der Stifter sowie der Bildhauer, der die Stele 2014 machte (lat.: fecit).
1. | MGH DD K III, Nr. 229. |
2. | MGH DD F I.4, Nr. 970. – Der Text auf der Stele mit Bephingen (richtig: Bebphingin) stimmt mit dem Urkundentext nicht überein. |
3. | WUB, Band VI, Nr. 2012. |
4. | Notitia de precariis civitatum et villarum (1241), MGH Const, Band 3, S. 1-6. |
Ein Blick auf die heutige Ruine aus südwestlicher Sicht lässt die ehemalige Größe der Burg Flochberg erahnen.
Vorgeschichte und Folgen der Schlacht bei Flochberg
Um diese Zeit [1147] trat das Volk der Franzosen mit seinem König Ludwig und das Volk der Deutschen mit seinem König Konrad und anderen Fürsten, darunter Friedrich, dem Herzoge von Schwaben und nachmaligem Kaiser, mit Bischöfen, Grafen und anderen Männern jeden Standes wegen der Verdrängung der überseeischen Kirche den Kreuzzug nach Jerusalem an. Dies trieb auch den Herzog Welf [VI.] an, mitzuziehen, obwohl seine Fehde [mit König Konrad III.] noch nicht beigelegt war.
So brachen sie denn im Jahre des Herrn 1147 auf und führten ein unzählbares Heer durch Ungarn und Griechenland. Dieses ging, mit Ausnahme der Fürsten und anderer besonders vorsichtiger Leute, durch Hunger und Hitze und ungewohnte Ernährung sowie durch Angriffe der Sarazenen fast ganz zu Grunde, ohne etwas ausgerichtet zu haben.
Auf diesem beschwerlichen Zug kam König Konrad seinem Kampfgesellen Welf (denn so pflegte er ihn zu nennen) sehr oft in Nöten zu Hilfe und gab ihm seinen Anteil an allem, was ihm aus dem Staatsschatz des Kaisers von Konstantinopel geboten wurde.
Endlich kamen sie nach Jerusalem. Während nun andere unter König Konrad gegen Damaskus zogen, erkrankte Welf und rüstete sich in verzweifelter Stimmung zur Heimkehr. Auf dem Seewege gelangte er als Genesender nach Sizilien. Hier empfing ihn Roger unter großem Jubel seines Hauses und entließ ihn ehrenvoll, nachdem er ihn erneut durch reiche Geschenke zu Auflehnung gegen den König [Konrad III.] angetrieben hatte.
Nach seiner Heimkehr bot Welf daher im nächsten Winter um Mariä Lichtmess [2. Februar] seine Ritter auf, fiel in das Gebiet des Königs ein und bedrängte durch tapferen Angriff dessen Burg Flochberg [im Original Flohperc]. Als er aber auf dem Rückmarsch unvorsichtig seine Schar in allzu gelockerter Ordnung führte, wurde er von den Rittern des Königs überfallen, und da nur wenige unserer Leute eingreifen konnten, die übrigen dagegen überallhin zerstreut waren, mussten sie, mehr in Folge eines Unglücks als wegen der Heftigkeit des Angriffs, die Flucht ergreifen und unter Verlust vieler Gefangener, aber ohne dass einer gefallen war, schmachbedeckt heimkehren.
Damit endete der lange leidige Krieg zwischen ihm und dem König. Denn Friedrich [der spätere Kaiser Friedrich I. Barbarossa], der Brudersohn des Königs, der Schwestersohn Welfs, trat nun als Vermittler eines Friedensschlusses auf und entschied nach reiflicher Überlegung, dass dem Herzog Welf die Gefangenen zurückzugeben wären, der König aber in Zukunft vor ihm Sicherheit genießen sollte. Der König nahm diesen Vorschlag an. Er gewährte Welf auch einige Einkünfte aus dem Reichsgut mit dem Dorf Mertingen, und so kam der Friede zustande.
Bald darauf schied er aus dem Leben und hinterließ den Thron des Reiches seinem Brudersohn Friedrich. Dieser gab seinem Mutterbruder Welf die Mark Tuszien, das Herzogtum Spoleto, das Fürstentum Sardinien und das Hausgut der Gräfin Mathilde zu Lehen. Jene Einkünfte aus dem Reichsgut, die wir schon erwähnt haben, konnte er gleichwohl auch weiter beziehen.
Historia Welforum, um 1170, Kap. 27 u. 28. Übersetzung in starker Anlehnung an:
Erich König (Hrsg.): Historia Welforum, Stuttgart 1938), S. 54-57. Ergänzungen in eckigen Klammern.
Aus zwei Briefen, die Heinrich (VI.) am 16./20. April 1150 an den byzantinischen Kaiser Manuel I. und an dessen Frau Irene (Heinrichs Tante) schrieb, ergibt sich ein genaueres Bild dieser Schlacht:
Am 8. Februar 1150 drang der "stolze und heimtückische" Welf VI. in staufisches Gebiet ein und rückte auf die Burg, "die Flohperc genannt wird," vor. Heinrich (VI.) war in der fünf Stunden entfernten Harburg und eilte mit einem Heer zu Hilfe. Daraufhin zog sich Welf mit seiner Truppe zurück. Heinrich sendete ihm schnelle Reiter hinterher, die Welfs Nachhut aufhielten. "Weil der wahre Gott im Himmel für uns kämpfte," war Heinrichs Truppe so siegreich, dass nur wenige, offensichtlich aber auch Welf, im Schutz der Dunkelheit entkamen. Dreihundert Reiter wurden gefangen genommen und eine nicht geringe Zahl von Pferden getötet, teils von Lanzen durchbohrt, teils mit dem Schwert erschlagen.
Die beiden Briefe mit einer gleichlautenden Schilderung dieser Ereignisse sind veröffentlicht in: MGH DD K III, Heinrich (VI.) Nr. 10 und Nr. 11.
Relikte aus der Stauferzeit
Das neben der Ruine Flochberg wohl einzige Relikt aus der Stauferzeit ist das romanische Portal an der Südseite der Bopfinger St. Blasiuskirche. Es stammt von der um 1100 errichteten romanischen Vorgängerkirche. – Rechts: Bopfingen im 12. Jahrhundert und Stadtmauererweiterung im 14. Jahrhundert (Tafel im Bopfinger Museum im Seelhaus).
Die Reste der Stadtmauer, die man noch an einigen Stellen sehen kann, sind poststaufisch. Der Hänlesturm an der Bundesstraße B29 ist um 1400 erbaut worden und gehört zur Stadtbefestigung, von der man links von ihm noch einen Rest sieht. Er hat vier Stockwerke und ein Kegeldach und ist der einzige Turm, der die Abrissarbeiten im 19. Jahrhundert überstand. Rechts Reste der alten Stadtmauer bei der St. Blasiuskirche.
Bopfingen auf einem Kupferstich von Christian Leopold, Augsburg um 1750. An der damals noch vollständigen Stadtmauer ist der Hänlesturm zu erkennen, ganz links im Bild die Ruine Flochberg.
Eine gute Übersicht über die ehemalige Burg Flochberg hat man aus nördlicher Richtung vom Ipf aus.
Oben: Burg Flochberg auf dem Altarbild der Wallfahrtskirche Unserer lieben Frau vom Roggenacker in Flochberg um 1750 von Süden aus. – Unten: Den damaligen tatsächlichen Bauzustand sieht man auf dem weiter oben abgebildeten Kupferstich von Christian Leopold, der ebenfalls um 1750 entstand. Hier ein vergrößerter Ausschnitt mit Blick aus Richtung Norden. Im April 1648 sprengten die Schweden am Ende des Dreißigjährigen Krieges die Burg. Da sie nicht mehr aufgebaut wurde, diente sie bis 1820 als Steinbruch.
Einweihung
Einweihungsfeier am 11. Oktober 2014. Rechts der Stifter Werner Schülen. Beide Fotos: Horst Neher.
Seit Ende Juli 2015 sprudelt dank einer Spende des Fördervereins für Kultur und Heimatpflege endlich auch das Wasser vor der Stele.
Opfer von Vandalismus
Wie die Schwäbische Post am 7. September 2019 unter dem Titel "Böse Schmierfinken" berichtete, haben Unbekannte zwischen Mittwoch, 4. November 2019, nach 16 Uhr und dem folgenden Morgen vor 10 Uhr die Stele mit roter Farbe besprüht. Diese wurde unverzüglich gereinigt, wodurch entsprechende Kosten anfielen. Hinweise erbittet die Polizei Bopfingen, Telefon (07362) 960228. – Siehe auch: Vandalismus in Baden-Baden.
Stifter der Stauferstele
Prof. Dr. Werner Schülen
Einweihung: 11. Oktober 2014
Wilhelm Bernhardi: Die Schlacht bei Flochberg
Millimeterarbeit mit einem 35-Tonner