Stauferstele Rottweil

Am Schwarzen Tor oder am Hochturm? – Eine seit 2010 ungelöste Kontroverse

Aus der Stauferzeit sind in Rottweil noch zwei Türme erhalten: Das Schwarze Tor am oberen Ende der Fußgängerzone, das um 1230 als Teil der Stadtbefestigung errichtet und später mit drei Stockwerken erhöht wurde, bei dem am Fasnachtsdienstag die Rottweiler Narrensprünge beginnen. Und der Hochturm am höchsten Punkt der Stadt, der 1556 mit einem achteckigen Oberbau mit Aussichtsgalerie von 36 auf 54 Meter erhöht wurde, von dem man eine beeindruckende Aussicht genießen kann, wenn man sich den Schlüssel in der Tourist-Information ausleiht. Beide Türme kämen mit ihrem historischen Bezug als Standort einer Stauferstele in Frage.


VON PETER KOBLANK (2016)

Ausschnitt aus der Broschüre des Komitees der Stauferfreunde Stauferfreunde stiften Stauferstelen von 2011 (ohne Seitennummerierung). Auch in der 2014 erschienenen neuesten Auflage wird Rottweil (S. 72) genannt, inzwischen jedoch ohne Standortwunsch.

Rottweil gilt als älteste Stadt in Baden-Württemberg, weil schon im Jahre 73 n. Chr. im heutigen Stadtteil Rottweil-Altstadt am Neckar ein römischer Militärstützpunkt errichtet wurde, der sich rasch zu einer Zivilsiedlung mit dem Namen Arae Flaviae entwickelte.

In der Stauferzeit wurde die Stadt knapp zwei Kilometer Richtung Nordwesten in das Gebiet der heutigen Altstadt verlegt. Durch die Anlage eines Straßenkreuzes entstanden vier Quartiere, die noch heute ihre mittelalterlichen Namen tragen: Heiligkreuzort, Lorenzort, Johannserort und Sprengerort.

Die Filder-Zeitung berichtete am 22. Dezember 2010 unter der Headline "Nicht jeder gewünschte Stelenstandort ist erwünscht", dass man sich in Rottweil damals nicht über einen geeigneten Platz für eine Stauferstele verständigen konnte.

Das Schwarze Tor war im Oktober 2016 wegen Renovierungsarbeiten eingerüstet, dahinter der Hochturm (linkes Bild). Während es beim Schwarzen Tor während des Wochenmarktes und zur Fasnacht eher eng zugeht, befindet sich der Hochturm am höchsten Punkt der Stadt in einer Grünanlage mit viel Platz für eine Stauferstele (rechtes Bild).

Beide Türme sind mit den für die Stauferzeit charakteristischen Buckelquader verschalt, hier am Hochturm.

Dem Pressebericht ist zu entnehmen:

  • Die Stauferfreunde hatten bereits einen Stifter für die Stele gefunden und sich auf einen Standort am Schwarzen Tor festgelegt.
  • Der Rottweiler Gemeinderat lehnte dies ab, weil die Stauferstele dort aus Platzgründen in der Fasnacht und zu den Wochenmärkten stören würde.
  • Den von der Verwaltung vorgeschlagenen Alternativstandort am Hochturm lehnten wiederum die Stauferfreunde ab.
  • Die Stadt Rottweil befürwortet laut Pressesprecher Tobias Hermann grundsätzlich die Aufstellung einer Stauferstele in Rottweil, aber nicht an dem vom Komitee der Stauferfreunde vorgeschlagenen Schwarzen Tor.

Von diesem Projekt hat man seit diesem Gemeinderatsbeschluss von 2010 nichts mehr gehört.

Auf Anfrage teilte Tobias Hermann am 9. November 2016 mit, es sei noch ein- oder zweimal seitens der Stauferfreunde nachgefragt worden, ob es einen Sinneswandel bei Stadt und Gemeinderat bezüglich des gewünschten Standortes am Schwarzen Tor gegeben habe. Doch gelte nach wie vor die Beschlusslage des Gemeinderats aus dem Jahr 2010, wonach die Stele zwar nicht am Schwarzen Tor, aber beispielsweise am Hochturm aufgestellt werden könnte.

Sofern der Stifter dennoch weiterhin eine Stauferstele am Schwarzen Tor wünsche, sei in der Standortfrage leider keine Lösung in Sicht.

Rottweiler Highlights

Römisches Legionsbad im heutigen Stadtteil Rottweil-Altstadt an der Ecke Hölderstraße/Königstraße. Hier liegen knapp zwei Kilometer südwestlich der heutigen Innenstadt von Rottweil die fast zweitausend Jahre alten Wurzeln der ältesten Stadt Baden-Württembergs.

Dem Rottweiler-Hund hat der Bildhauer und Aktionskünstler Ottmar Hörl 2005 in der Hauptstraße vor dem Stadtmuseum ein Denkmal gesetzt. Rottweil war früher ein bedeutendes Viehhandelszentrum. Die Rottweiler Metzger setzten diese Hunde zum Bewachen und Treiben der Großviehherden ein. – Der Rottweiler Narrensprung findet immer am Rosenmontag um 8 Uhr und am Fasnachtsdienstag um 8 und 14 Uhr statt. Über fünftausend Narren strömen dann durch das Schwarze Tor.

Den Thyssen Aufzugtestturm (rechts) baut die ThyssenKrupp Elevator AG einen Kilometer von der Rottweiler Altstadt entfernt zum Testen ihrer Aufzüge. Ende Oktober 2016 hat er auf diesem Foto schon fast seine geplante Höhe von 246 Metern erreicht. Das im Oktober 2014 begonnene Projekt soll 2017 fertig sein. Er wird auf 232 Meter Höhe eine Aussichtsplattform haben, die höchste allgemein zugängliche Besucherebene in Deutschland, höher als die des Berliner Fernsehturms (203 Meter) und höher als der gesamte Stuttgarter Fernsehturm (216 Meter). – Eine Hängebrücke von beinahe einem Kilometer Länge soll künftig den Aufzugstestturm über das Neckartal hinweg mit der Innenstadt von Rottweil und deren historischem Kern verbinden. Sie soll bei dem runden Pulverturm (links im Bild) im Bockshof enden. Finanzieren will diese sechs Millionen teure längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt die Eberhardt Bewehrungsbau GmbH, die auch schon für die Stahlarbeiten beim Rohbau des Testturms verantwortlich war.

Geplante Stauferstelen

stauferstelen.net