Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg

Suche nach dem Stelenstandort

Stagnation in Rottweil, Durchbruch in Esslingen

Fast sechs Jahre hat es gedauert, bis man in Esslingen einen adäquaten Standort für die Stauferstele zur Verfügung stellte, deren Finanzierung die Stiftung Esslinger Kulturpreis im Jahre 2010 ermöglicht hat. Dies geht aus einem älteren Bericht der Filder-Zeitung hervor. Das Komitee der Stauferfreunde hat damals einen Standort bei der St. Dionysiuskirche empfohlen. Als Grund wurde angegeben, dass der Stauferkaiser Friedrich II. im Jahre 1213 im Rahmen der Umbettung seines Onkels, König Philipp von Schwaben, in den Dom von Speyer diese Kirche dem dortigen Domstift geschenkt hat.


VON PETER KOBLANK (2016)

Geplant war, die Esslinger Stauferstele am achthundertsten Jahrestag dieses Ereignisses einzuweihen, also im Winter 2013. Allerdings habe, so der damalige Pressebericht der Filder-Zeitung,1 der Esslinger Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht den Standpunkt vertreten, man könne "nicht überall in der Stadt willkürlich etwas aufbauen". Rund um die Kirche sei das Platzangebot beschränkt, bei Veranstaltungen würde das Denkmal im Weg stehen, und auch die Denkmalpflege könne Einwände erheben. Wallbrecht habe einige aus seiner Sicht attraktive Alternativen am Wolfstor, am Schelztorturm oder am Pliensautor vorgeschlagen.

Den Mitgliedern des Stauferkomitees erschienen all diese Standorte ungeeignet. Eine Stauferstele könne nicht "in unmittelbarer Nähe zu einem Discounter, zwischen Mülltonnen oder neben einem Zigaretten- und einem Kaugummiautomaten" stehen. Es gebe "keinen Grund, gegen den Platz an der Kirche zu sein, vis-à-vis von Kessler-Sekt".

Auch Dieter Deuschle, Vorstandsmitglied der Stiftung Esslinger Kulturpreis, hat dem Zeitungsbericht zu Folge nicht akzeptiert, dass die von seine Stiftung gesponserte Stele "in eine kleine Ecke reingequetscht wird".

Broschüre der Stauferfreunde von 2011.2 Auch in der 2014 erschienenen neuesten Auflage werden Esslingen und Rottweil genannt, inzwischen jedoch ohne Standorte.3

Ähnlicher Fall in Rottweil

Einem weiteren Bericht der Filder-Zeitung4 ist zu entnehmen, dass man sich damals auch in Rottweil nicht über einen geeigneten Platz verständigen konnte. Die Stauferfreunde hatten sich in Rottweil auf einen Standort am Schwarzen Tor festgelegt. Der Gemeinderat in Rottweil habe dies abgelehnt, weil die Stele dort in der Rottweiler Fastnacht und bei den Wochenmärkten stören würde. Den von der Verwaltung vorgeschlagenen Alternativstandort am stauferzeitlichen Hochturm habe das Stauferkomitee abgelehnt.

Die Stadt Rottweil habe laut Pressesprecher Tobias Hermann, so der Zeitungsbericht, die Aufstellung einer Stauferstele "grundsätzlich" begrüßt, aber nicht an dem vom Komitee der Stauferfreunde vorgeschlagenen Standort.

Neuer Anlauf in 2015

Während sich anscheinend in Rottweil seither nichts mehr getan hat, sorgte 2015 laut einem Bericht der Eßlinger Zeitung5 der Esslinger Landtagsabgeordnete Wolfgang Drexler für Bewegung. Auf seine Anfrage hin habe Oberbürgermeister Jürgen Zieger erklärt, er sehe gute Chancen für eine Stauferstele in Esslingen. Die Stadt führe aussichtsreiche Gespräche über dieses Thema. Wo die Stele stehen soll, war im Sommer 2015 aber immer noch unklar.

Einweihung im Sommer 2016

Auf Anfrage bei der Stadtverwaltung war zu erfahren, dass man sich nun auf die Grünfläche vor der Stadtkämmerei in der Abt-Fulrad-Straße 3 geeinigt hat, wo die Esslinger Stauferstele im Sommer 2016 eingeweiht werden soll.

Die Esslinger Stauferstele soll im Sommer 2016 auf der Grünfläche vor der Stadtkämmerei in der Abt-Fulrad-Straße 3 in Sichtweite der St. Dionysiuskirche errichtet werden. – Das Fachwerkgebäude der heutigen Stadtkämmerei war seit dem Mittelalter eine Lateinschule und steht direkt auf der Stadtmauer. Eine Pforte führte in den Agnesfriedhof vor der Mauer. Der Bau wurde 1488 über älteren Mauern neu errichtet, der Westflügel 1813/18 angebaut. Die Erdgeschossarkaden entstanden 1953.6

Auf dem richtigen Weg

Gewiss wird das Komitee der Stauferfreunde nach diesem Erfolg in Esslingen den Rückstau seiner weiteren zwanzig Stauferstelen, die auch schon vor längerer Zeit gestiftet wurden, jetzt konsequent abarbeiten. Den Rekord der gestifteten, aber bis heute nicht realisierten Stauferstelen halten nach wie vor Foggia und Bologna, zwei hochkarätige Stauferstätten, für die schon seit 2007 eine Finanzierung bzw. Stifterzusage für eine Stauferstele vorliegt.7


1.  Jürgen Veit: Suche nach dem Stelen-Standort. In: Filder-Zeitung, 7. Dezember 2010.
2.  Komitee der Stauferfreunde: Stauferfreunde stiften Stauferstelen, Gerlingen 2011, ohne Seitennummerierung.
3.  Komitee der Stauferfreunde: Stauferfreunde stiften Stauferstelen, Gerlingen 2014, S. 67 u. 72.
4.  Jürgen Veit: Nicht jeder gewünschte Stelenstandort ist erwünscht. In: Filder-Zeitung, 22. Dezember 2010.
5.  Gute Chancen für eine Stauferstele. In: Eßlinger Zeitung, 30. Juni 2015.
6.  Christian Ottersbach, Mario Augustin: Esslingen am Neckar. Ein kulturgeschichtlicher Stadtführer. Esslingen 2013, S. 84.
7.  Komitee der Stauferfreunde: Stauferfreunde stiften Stauferstelen, Gerlingen 2007, ohne Seitennummerierung.

Geplante Stauferstelen

Stauferstele Esslingen