Kloster-/Kanzleistraße – Tübinger Tor – Kunstmuseum Spendhaus – Planie:
Stauferstele Reutlingen beim Kesselturm
Nach mehr als fünf Jahren Einigung auf Standort Ecke Zeughaus-/Mauerstraße
Wie der Reutlinger General-Anzeiger am 5. Juli 2013 unter der Überschrift "Spende der Guhl-Söhne" berichtete, sollte die Stauferstele auf Grund eines Beschlusses des Verwaltungs- und Kulturausschusses ihren Platz vor dem Kunstmuseum Spendhaus finden. Ursprünglich war der Platz vor dem Tübinger Tor als Standort vorgesehen. Nach Ablehnung durch das Komitee der Stauferfreunde schlug die Stadt im Jahre 2015 einen Standort in der Planie auf der Höhe der Kaiserstraße vor, worauf das Komitee nicht reagierte. Schließlich gelang die für alle Beteiligten akzeptable Einigung: Am 21. September 2018 soll die Stele Ecke Zeughaus-/Mauerstraße eingeweiht werden, wo noch Reste der Stadtbefestigung erhalten sind.
VON PETER KOBLANK (2018)
Ausschnitt aus der Broschüre des Komitees der Stauferfreunde Stauferfreunde stiften Stauferstelen (2014), S. 71.
Die beiden Stifter wollen mit der Stele an ihren Vater, den früheren Reutlinger Finanzbürgermeister Karl Guhl (1920-2008), erinnern.
Wie aus der Beschlussvorlage 13/071/01 Aufstellung einer "Stauferstele" in Reutlingen des Kulturamts der Stadt Reutlingen vom 17. April 2013 hervorgeht, hatte die Verwaltung im Vorfeld drei in Frage kommende Standorte geprüft.
Der vorgeschlagene und von der Verwaltung als grundsätzlich geeignet erachtete Standort am Hotel-Restaurant Achalm scheide aufgrund mangelnden historischen Bezuges aus.
Der Standort Ecke Kloster-/Kanzleistraße sei nach Ansicht des Komitees der Stauferfreunde nicht geeignet wegen dort vorhandener Bäume, deren Chlorophyllniederschlag erfahrungsgemäß die Steinoberfläche der Stele beeinträchtigt. Zudem müssten dort eine Litfaßsäule und ein Hinweisschild versetzt werden.
Die zuletzt erwogenen Alternativen ließen den Platz vor dem Tübinger Tor geeignet erscheinen, zumal hier der historische Zusammenhang zur Belagerung der Stadt durch die Truppen des Staufergegners Heinrich Raspe besonders augenfällig sei.
Ursprünglich war 2013 ein Standort vor dem Tübinger Tor (links) geplant, das aus der Stauferzeit stammt. Der Verwaltungs- und Kulturausschuss entschied sich damals jedoch für einen Platz an der Lederstraße vor dem Kunstmuseum Spendhaus (rechts), einem ehemaligen Fruchtkasten aus dem 16. Jahrhundert.
Wie der Reutlinger General-Anzeiger berichtete, wurde vom Verwaltungs- und Kulturausschusses jedoch ein anderer Standort gewählt, der vor dem Kunstmuseum Spendhaus. Das Stadtarchiv sollte den Inschriftentext mit dem Komitee der Stauferfreunde abstimmen und die Stauferstele im Laufe des Jahres 2013 dort aufgestellt werden.
Die nächsten Jahre hat man von diesem Projekt dann nichts mehr gehört.
Keine Reaktion auf neues Standortangebot
Wie Kulturamtsleiter Werner Ströbele am 17. Oktober 2016 auf Anfrage mitteilte, habe man dem Komitee der Stauferfreunde inzwischen einen weiteren Standort für die Säule angeboten. Es handele sich um einen Platz in der Planie auf der Höhe der Kaiserstraße.
Eine Reaktion auf dieses schriftliche Angebot vom 2. Juli 2015 an Gerhard Raff sei, auch nach dem Versuch einer telefonischen Kontaktaufnahme, nicht erfolgt.
Frühere Standortangebote seien an den hohen Anforderungen des Komitees gescheitert, andere wünschenswerte Plätze kämen nicht in Frage, weil Leitungsverläufe die Platzierung der Steinsäule nicht erlaubten.
Im Übrigen habe Reutlingen, was die Erinnerung an die Staufer anbelangt, mit der Marienkirche, deren Bau aus Dank für den Sieg der Stadt über die Stauferfeinde begonnen wurde, ein schönes bauliches Denkmal. Neben der Marienkirche, so Kulturamtsleiter Ströbele, erinnert der Friedrichbrunnen an den Stauferkaiser Friedrich II. als Stadtgründer.
2015 wurde die Planie als Stelenstandort vorgeschlagen. Im Vordergrund steht am südlichen Ende der Planie ein Denkmal für den in Reutlingen geborenen Hermann Kurz (1813-1873), einen Schriftsteller der Schwäbischen Dichterschule. Bei den drei Personen und dem Auto kreuzt die Kaiserstraße. Rechts von dem Kind würde die Stele diesseits der Straße stehen. Weiter hinten steht jenseits der Kaiserstraße ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I. (1797-1888). Dort gegenüber sollte diesseits der Kaiserstraße die Stauferstele stehen.
Wie Jan Höness am 20. Dezember 2016 im Reutlinger General-Anzeiger berichtete, besteht in der Planie eine ähnliche Problematik wie an der Ecke Kloster-/Kanzleistraße: Der Chlorophyllniederschlag der Bäume würde die Stele beschädigen. Hinzu komme laut einem Stauferfreund, der namentlich nicht genannt werden wolle, dass das Komitee sehr hohe Standortansprüche habe. Dies habe auch in anderen Städten wie Rottweil und Augsburg zum Stillstand oder im Falle von Würzburg sogar zum Scheitern des Projekts geführt. Das Komitee der Stauferfreunde lege Wert darauf, dass die Stelen an öffentlichkeitswirksamen Plätzen stehen, was in der Planie nicht gegeben sei. Er persönlich, so der besagte Stauferfreund, "würde keinen Cent in eine Stele dort fernab des Stadtzentrums investieren."
Einigung im Sommer 2018
Im Sommer 2018 wurde nach Mitteilung des Reutlinger Stadtarchivars Roland Deigendesch ein für alle Beteiligten akzeptabler Ort gefunden: Ecke Zeughaus-/Mauerstraße in Nachbarschaft zu einem noch gut erhaltenen Stück der spätmittelalterlichen Stadtbefestigung. Dort befinden sich der Zwingerturm, das Zeughaus, der Kesselturm sowie ein samt Wehrgang erhaltener Rest der Stadtmauer. Die Stele wird nach Worten von Stadtarchivar Deigendesch am Freitag, 21. September 2019 eingeweiht.
Der kleinere Zwingerturm, der höhere Kesselturm mit dem wie ein Dreieck angebauten Zeughaus sowie ein Stadtmauerrest mit Wehrgang werden Ecke Zeughaus-/Mauerstraße die spätmittelalterliche Kulisse der Stauferstele bilden.
Auszug aus einem Pressebericht
Nun jedoch hat man »einen für alle Beteiligten akzeptablen Standort gefunden«, zitiert der Publizist Peter Koblank, der das Stauferstelen-Projekt unterstützt, den Reutlinger Stadtarchivar Dr. Roland Deigendesch in einem Online-Artikel: »Ecke Zeughaus-/Mauerstraße in Nachbarschaft zu einem noch gut erhaltenen Stück der spätmittelalterlichen Stadtbefestigung. Dort befinden sich der runde Zwingerturm, der Kesselturm sowie ein samt Wehrgang erhaltener Rest der Stadtmauer.«
In der Zeughausstraße beim Kesselturm geselle sich dank der »großzügigen Stiftung der Herren Dr. Detlef und Dr. Lothar Guhl« die künftige Stele zum »altehrwürdigen Friedrichsbrunnen bei der Marienkirche« als ein weiteres Erinnerungszeichen für die Verbindung der Reutlinger Stadtgeschichte mit den Staufern, schreibt Baubürgermeisterin Ulrike Hotz in ihrer Einladung zur »Einweihung« und feierlichen Enthüllung.
Der Kesselturm ist laut Inschrift neben dem Tübinger Tor und dem Gartentor der einzige erhaltene Turm der inneren Stadtmauer. (rh/pr)
Stauferstele kommt zum Kesselturm. In: Reutlinger Generalanzeiger, 23. August 2018.