Staufergräber - Anlagen


VON PETER KOBLANK (2018)

Dom zu Speyer (Deutschland)

Links: Blick von der Aussichtsplattform im Südwestturm zum Querhaus, dem Vierungsturm und den beiden Osttürmen. – Rechts: Blick vom Westhaus durch das Langhaus zum Chor. Der Königschor, unter dem sich die Königs- und Kaisergruft befindet, liegt oberhalb der Stufen hinter dem vorderen, kleineren Altar.

Der Dom zu Speyer ist die größte erhaltene romanische Kirche der Welt. Er wurde 1925 von Papst Pius XI. zur Basilica minor erhoben und steht seit 1981 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.

In der Königs- und Kaisergruft sind drei Staufer in zwei Gräbern bestattet: Beatrix von Burgund, die Ehefrau von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, mit ihrer kurz vor ihr verstorbenen Tochter Agnes in einem Doppelgrab sowie deren Sohn König Philipp von Schwaben in einem Einzelgrab.

Grabplatte von Philipp von Schwaben im Königschor des Doms zu Speyer.
Der Dombau wurde um 1025 vom späteren Kaiser Konrad II. als Grablege für sich und seine Ehefrau Gisela begonnen. Eine Neuerung war, dass sich später auch alle weiteren Herrscher der Salierdynastie hier begraben ließen. Auch drei Mitglieder aus dem Hause der Staufer, zwei Habsburger und ein Nassauer fanden hier ihre letzte Ruhe. Der Speyerer Dom ist damit die bedeutendste Königs- und Kaisergrablege in Deutschland.

Ursprünglich wurden die verstorbenen Herrscher am östlichen Ende des Mittelschiffs unter Bodenplatten bestattet. Später entstand darüber die große Stufenanlage des Doms mit dem erhöhten Königschor.

Blick vom südlichen Querhaus auf den Königschor mit neuzeitlichen Grabplatten der in der darunter liegenden Gruft bestatteten Könige und Kaiser. In der aus Blickrichtung weiter entfernten Reihe ganz links die Grabplatte von Philipp von Schwaben und rechts daneben die Grabplatte seiner Mutter Kaiserin Beatrix und seiner Schwester Agnes.

Bei den Ausgrabungen im Jahre 1900 im Königschor wurden die Gräber geöffnet. Anschließend wurde dort die Königs- und Kaisergruft eingebaut, in der die Steinsärge seitdem besichtigt werden können.

Im Jahre 1900 fanden im Königschor wissenschaftliche Ausgrabungen statt, die klären sollten, wo und wie die Kaiser und Könige bestattet waren. Ein Teil der Gräber war im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689, als die Franzosen die Stadt und den Dom in Brand setzten, geplündert worden. Die Plünderer müssen den brennenden Dom damals fluchtartig verlassen haben, da man ihre Grabgeräte fand, die sie dort wohl in der Eile zurückgelassen hatten.

Bleisarg aus dem Jahre 1208 von König Philipp von Schwaben nach Entfernung des Mantels, mit dem er bedeckt war (links). Grab von Kaiserin Beatrix mit einer Holzkiste von 1739 (rechts).

Um die Gräber zugänglich zu halten, wurde die Erdaufschüttung, in der die Gräber unter dem Königschor gelegen hatten, nicht wieder aufgefüllt, sondern stattdessen ein von der Krypta her zugänglicher Gruftraum geschaffen. 1902 wurde diese Königs- und Kaisergruft fertiggestellt. Die Gräber, die jahrhundertelang nicht sichtbar waren, liegen jetzt in dieser neuen Gruft unter dem Königschor und können im Rahmen einer Besichtigung der Krypta – der größten romanischen Hallenkrypta der Welt – besucht werden.

Die Grabbeigaben sind heute im Historischen Museum der Pfalz, fünf Gehminuten vom Dom entfernt, in der Sammlung Kreuz und Krone ausgestellt.

Neuzeitliche Gruft unter dem Königschor: Im Vordergrund das Anfang des 20. Jahrhunderts neu angefertigte Doppelgrab von Barbarossas Ehefrau Beatrix und deren Tochter Agnes, die ursprünglich in separaten Gräbern bestattet waren. Dahinter das Grab von Philipp von Schwaben, der nach seiner Ermordung im Jahr 1208 ursprünglich in Bamberg bestattet wurde, aber 1213 von seinem Neffen, dem späteren Kaiser Friedrich II., nach Speyer umgebettet wurde.

Die lateinischen Inschriften auf dem Doppelgrab von Beatrix und Agnes lauten:

+ A IESU MCLXXXIV XVII KAL DECEMBRIS OBIIT BEATRIX IMPERATORIX + (Im Jahr von Jesus 1184 an den 17. Kalenden des Dezember (= 15. November) starb Beatrix die Kaiserin)

+ OCTAVO IDUS OCTOBRIS AGNES FILIA FRIDERICI IMPERATORIS OBIIT + (An den 8. Iden des Oktober (= 8. Oktober) starb Agnes die Tochter von Friedrich dem Kaiser)

Die Inschrift auf Philipps Grab lautet:

+ ANNO DNI MCCVIII PHILIPPUS REX BABENBERGAE OCCISUS XI KAL IULII OBIIT + (Im Jahre des Herrn 1208 starb König Philipp in Bamberg ermordet an den 11. Kalenden des Juli (= 21. Juni))

Philipp von Schwaben auf einem gotischen Steinrelief (um 1480) an der Südwand der Vorhalle der Königs- und Kaisergruft und als Statue von Anton Dominik von Fernkorn (1858) in der Vorhalle des neoromanischen Westbaus. – Das Grab von Philipp von Schwaben auf dem Bild rechts war das erste, auf das man bei den Grabungen unter dem Königschor im Jahre 1900 stieß. Bereits am zweiten Grabungstag wurde sein Bleisarg geöffnet.

In diesem Bleisarg, der heute in der Sammlung Kreuz und Krone im Historischen Museum der Pfalz in Speyer ausgestellt ist, wurde der 1208 in Bamberg ermordete König Philipp von Schwaben im Bamberger Dom bestattet. Auf Veranlassung seines Neffen, dem späteren Kaiser Friedrich II., wurde er 1213 in die Grablege im Dom zu Speyer überführt. Der Bleisarg besteht aus mehreren sich überlappenden Bleiplatten, die von Eisennieten und -bändern zusammengehalten werden. In seinem Inneren fand man bei den Ausgrabungen im Jahre 1900 die sterblichen Überreste Philipps sowie zahlreiche Fragmente seiner Grabkleider.

Speziell das Grab Philipps beinhaltete besonders reichhaltige Beigaben, unter anderem Schuhe (links), ein Mantel in der Art eines liturgischen Gewandes (rechts) sowie eine Tunika, ein Gürtel, Strümpfe, zwei Goldbänder und ein Handschuhmedaillon, die aufwändig rekonstruiert wurden.

Schädel von König Philipp von Schwaben im Auffindungszustand (links) und von vorne, präpariert. Beide Fotos: deutsche-digitale-bibliothek.de.

Am 19. Dezember 1903 wurde Philipp in einem neuen Bleisarg in der zuvor unter dem Königschor eingebauten neuen Königs- und Kaisergruft wiederbestattet, ebenso wie seine Mutter Beatrix von Burgund und seine Schwester Agnes.

In Speyer erinnert eine Stauferstele an die dort im Dom bestatteten Staufer.

Krypta und Kaisergräber im Dom zu Speyer

Dom St. Blasii in Braunschweig (Deutschland)

Eine Gedenkplatte, die im Jahre 2009 im Mittelschiff des Braunschweiger Doms St. Blasii zwischen dem im Jahre 1188 geweihten Marienaltar und dem um 1235/40 errichteten Grabmal von Heinrich dem Löwen und dessen Ehefrau Mathilde von England in den Boden eingelassen wurde, erinnert an die Stelle, an der Kaiserin Beatrix ursprünglich zusammen mit ihrem Ehemann Kaiser Otto IV. bestattet war. Otto IV. war der Sohn von Heinrich dem Löwen, der diesen Dom als Grablege der Welfen gestiftet hatte.

Links die im Jahre 2009 anlässlich des 800. Jahrestags der Kaiserkrönung Ottos IV. im Boden eingebrachte Gedenktafel. Sie ersetzt die rechts neben diesem Text abgebildete ebenfalls neuzeitliche Vorgängertafel, auf der nur Otto IV. genannt war. – 1707 ließ Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel die im Langhaus bestatteten Gebeine seiner Vorfahren (mit Ausnahme von Heinrich den Löwen und dessen Ehefrau Mathilde) exhumieren und die insgesamt dreizehn Fürsten in einer monumentalen, von einer Bronzetafel bedeckten Kalkstein-Tumba in der nördlichen Apsis des Braunschweiger Doms gemeinsam beisetzen.

Auf der Bronzeplatte auf der Welfentumba ist Beatrix als Tochter von König Philipp von Schwaben und Enkelin von Kaiser Friedrich I. Barbarossa genannt, die 1208 mit Otto IV. verheiratet wurde. Sie starb 1212 (auf der Platte steht fälschlich 1213) wenige Tage nach dem Vollzug der Ehe im Alter von vierzehn Jahren. Otto IV. verstarb 1218 im Alter von etwa 43 Jahren.

Die Rekonstruktion zeigt die ursprüngliche Innengestaltung des Doms mit dem Grab von Beatrix und Otto zwischen dem Siebenarmigen Leuchter (um 1190/92) und dem Grabmal von Heinrich dem Löwen und seiner Frau Mathilde.

Heinrich der Löwe, Schwiegervater von Beatrix, baute die Burg Dankwarderode zu einer repräsentativen Residenz aus und ließ um 1166 auf dem Braunschweiger Domplatz ein Löwenstandbild als Zeichen seiner herzoglichen Herrschaft errichten, die älteste erhaltene Großplastik des Mittelalters nördlich der Alpen. Der 1873 durch einen Brand zerstörte Palas (rechts) wurde 1887 bis 1906 auf der Grundlage archäologischer Untersuchungen rekonstruiert und als neoromanischer Bau wieder errichtet.

Église Sainte-Walburge de Walbourg (Frankreich)

Das Benediktiner-Kloster Sankt Walburga im elsässischen Walbourg wurde um 1100 gegründet und 1790 aufgelöst. Als Gründer der Abtei gelten Herzog Friedrich I. von Schwaben und Peter von Lützelburg, wahrscheinlich unter Mitwirkung von Friedrichs Bruder Otto, der bis 1100 Bischof von Straßburg war. 1102 bestätigte Papst Paschalis II. die zugunsten des Konvents getroffenen Verfügungen.

Herzog Friedrich II. von Schwaben, der 1147 starb, wurde er auf eigenen Wunsch in der Klosterkirche Sankt Walburga bestattet, ebenso seine nach ihm verstorbene zweite Ehefrau Agnes von Saarbrücken. – Zu Friedrich II.: MGH DD F I.2, Nr. 270 ab Zeile 25.

Walbourg konnte sich ebenso wenig wie das von Herzog Friedrich I. zu diesem Zweck gestiftete Kloster Lorch als Grablege der Staufer durchsetzen. Die Gräber von Herzog Friedrich II. und seiner zweiten Ehefrau Agnes von Saarbrücken sind heute nicht mehr vorhanden.

Judith Welf, die erste Ehefrau von Herzog Friedrich II., ist aller Wahrscheinlichkeit nach im Kloster Lorch bestattet worden. Sie könnte aber auch in Walbourg im Elsass beigesetzt worden sein, vielleicht auch nur ihr Herz. So z.B. Walter Koch: König Konrad III. (1138-1152). In: Karl Rudolf Schnith (Hrsg.): Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Wien, S. 263.

Abwegig ist die von Wilhelm Muschka vertretene Meinung, der rechte Pfeiler eines heute zugemauerten Seitenportals (das auch auf dem Bild weiter oben zu sehen ist) an der südlichen äußeren Langhauswand der Klosterkirche sei das Grabmonument des Herzogs. In dem knapp zwanzig Zentimeter breiten Türpfosten aus dem frühen 12. Jahrhundert ist das Relief einer männlichen Figur, die eine stilisierte Blume in den Händen hält. – Wilhelm Muschka: Agnes von Waiblingen. Stammmutter der Staufer und Babenberger-Herzöge. Eine mittelalterliche Biografie, Marburg 2012, S. 216-218.

Die Abteikirche wurde unter Abt Burkhard von Müllenheim zwischen 1456 und 1462 im gotischen Stil umgebaut.


Peter Koblank: Staufergräber

stauferstelen.net