Staufergräber - Anlagen


VON PETER KOBLANK (2023)

Kloster Lorch (Deutschland)

Das Kloster Lorch ist eine um 1100 von dem ersten Stauferherzog Friedrich I. von Schwaben und seiner Ehefrau Agnes von Waiblingen gestiftete ehemalige Benediktinerabtei.

Der Stifter des Klosters Lorch wurde 1105 zunächst in der Stiftskirche unten in Lorch bestattet. Sein Sohn König Konrad III. veranlasste, nachdem die Klosterkirche fertiggestellt war, im Jahre 1140 die Umbettung seiner Vorfahren ins Kloster. Die Umbettung von Herzog Friedrich I., eine Wandmalerei von Hans Kloss an der Rathausapotheke in Lorch in der Kirchstraße 5, ist öffentlich zugänglich.

Der Gedanke einer zentralen Grabstätte konnte sich jedoch bei den nächsten Staufergenerationen nicht durchsetzen. Bereits der Sohn der beiden Stifter, Herzog Friedrich II. von Schwaben, ließ sich gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau im Kloster Walbourg im Elsass bestatten.

Die sterblichen Überreste der siebenunddreißig prominentesten Staufer, ihre Ehefrauen sind in dieser Zahl enthalten, liegen an achtundzwanzig verschiedenen Orten in zehn Staaten. Nur sechs von ihnen sowie sieben weitere namentlich bekannte Staufer sind in Lorch bestattet.

Die letzte in Lorch bestattete Person aus dem Hause der Staufer und gleichzeitig die hochrangigste von ihnen war Königin Irene Maria von Byzanz, die 1208 auf dem Hohenstaufen verstorbene Witwe des kurz zuvor in Bamberg ermordeten Königs Philipp von Schwaben.

Ihr zu Ehren wurde im Jahre 1898 im südlichen Querschiff der Klosterkirche eine steinerne Gedenktafel angebracht mit der Inschrift:

  IRENE | TOCHTER DES KAISERS ISAAK ANGELOS ZU BYZANZ | GEMAHLIN KÖNIG PHILIPPS VON SCHWABEN | † 28 AUG 1208 AUF DER BURG HOHENSTAUFEN | BEGRABEN IM KLOSTER LORCH | ROS ANE DORN EIN TUBE SUNDER GALLEN. WALTER V. D. VOGELWEIDE[1]

Anlässlich ihres 800. Todesjahrs wurde ihr im Jahre 2008 die Stauferstele am Eingang zum Kloster gewidmet. Eine der vier Inschriften der Stele lautet:

  IRENE MARIA | TOCHTER VON KAISER | ISAAK II. ANGELOS | VON BYZANZ | GEMAHLIN VON KÖNIG | PHILIPP | VON SCHWABEN | ·ROS ANE DORN· | WALTHER | VON DER VOGELWEIDE | GESTORBEN | IM KINDSBETT | AM 27. AUGUST 1208 | AUF DEM | HOHENSTAUFEN | BEGRABEN | ZU LORCH

Im gleichen Jahr malte der Lorcher Künstler Hans Kloss ein Irene-Triptychon, von dem ein Replikat oberhalb der Treppe beim Eingang in das nördliche Querschiff der Klosterkirche angebracht ist.

Ursprünglich waren die dreizehn heute noch namentlich bekannten Staufer im Mittelschiff, vor den Stufen des Chores und im Chor der Klosterkirche bestattet. Wer wo begraben war, ist jedoch unbekannt. Abt Nikolaus Schenk von Arberg ließ 1475 sämtliche Gräber öffnen und die Überreste in einer Gruft im Boden der Langhausmitte bestatten. Über diesem Sammelgrab ließ er die Staufertumba errichten.[2]

In den Ecken der von einem unbekannten Göppinger Steinmetz geschaffenen Tumba sind teilweise zerstörte Statuetten eingestellt. In den beiden östlichen Figuren wird das Stifterehepaar des Klosters vermutet. Die beiden anderen könnten deren Sohn Konrad III. und dessen Ehefrau Gertrud von Sulzbach darstellen. Der auf der Deckplatte der Tumba in gotischen Minuskeln eingemeißelte Text lautet:[3]

  da gloriam deo | Anno domini MCII iar ward diß | closter gestift Hie lit begraben herzog fridrich von swaben Er und siin | kind disß closters stiffter sind sin nach | kimling ligent och hie bij got in allen gnadig sii Gemacht im 1475.

Zwei Engel halten einen Schild mit den drei Stauferlöwen und darüber einen beschädigten Bügelhelm. Die Helmzier hat die Form eines Kronreifs, der die seitlich hochwehenden Decken festhält, darüber ein Adler mit gereckten Schwingen. Das Bild endet oben mit einem Dreipass mit Maßwerkzwickeln.

Auf der Website des Kloster Lorch wird behauptet:

 Auffällig in der Mitte des Kirchenschiffs steht die Staufer-Tumba. Der spätgotische Sarkophag, geschaffen von einem Bildhauer aus Göppingen, enthält die prominenten Toten der Klosterkirche.

Unter einer Tumba (von lat. tumba Grab), auch Hochgrab genannt, versteht man aber ein freistehendes Grabmal, das zwar die Form eines Sarkophags hat, in dem jedoch keine Gebeine enthalten sind.

Die sterblichen Überreste der Staufer liegen seit 1475 in einer relativ kleinen Gruft mit drei Steinsärgen unter der Staufertumba.[2] Dabei soll es sich um folgende dreizehn Familienangehörige handeln:

Die sechs blau dargestellten Staufer gehören zu den siebenunddreißig wichtigsten Staufern.

Die in den Lorcher Quellen ebenfalls genannte Gertrud von Sulzbach,[5][9] Ehefrau von König Konrad III., ist definitiv nicht in Lorch, sondern im Kloster Ebrach in der Nähe von Bamberg bestattet. Nicht ganz auszuschließen ist deshalb, dass ihr Sohn Heinrich (VI.), der in einer Lorcher Quelle als gemeinsam mit ihr begraben bezeichnet wird,[9] nicht in Lorch, sondern ebenfalls in Ebrach liegt, auch wenn in der dortigen Klosterkirche nichts darauf hinweist.

Agnes von Waiblingen, die das Kloster Lorch zusammen mit ihrem Ehemann Friedrich I. von Schwaben gestiftet hatte, heiratete nach dessen Tod ein zweites Mal und ist daher in Klosterneuburg in der Nähe von Wien begraben.

König Konrad III., der im Jahre 1140 die Gebeine seiner Vorfahren in das Kloster Lorch umgebettet hatte, starb zwölf Jahre später in Bamberg und wurde im Bamberger Dom bestattet.

1.  Walther von der Vogelweide bezeichnete Irene Maria von Byzanz im Ersten Philippston (etwa 1202) in einem Spruch zum Magdeburger Weihnachtsfest als "ein hôhgeborniu küneginne, rôs âne dorn, ein tûbe sunder gallen" (eine hochgeborene Königin, Rose ohne Dorn, eine Taube sonder Galle).
2.  Hermann Kissling: Kloster Lorch. Bau- und Kunstgeschichte. In: Peter Wanner (black.): Lorch: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Kloster. Heimatbuch der Stadt Lorch Band 1, Lorch 1990, S. 101-228, hier: S. 153 f.
3.  In heutiger Sprache: "Zum Ruhme Gottes. Im Jahre des Herrn 1102 wurde dieses Kloster gestiftet. Hier liegt begraben Herzog Friedrich von Schwaben. Er und sein Kind sind die Stifter dieses Klosters. Seine Nachkommen liegen auch hier dabei. Gott sei ihnen allen gnädig. Hergestellt im [Jahre] 1475."
4.  Klaus Graf: Staufer-Überlieferungen aus Kloster Lorch. In: Sönke Lorenz / Ulrich Schmidt (Hrsg.): Von Schwaben bis Jerusalem. Facetten staufischer Geschichte. Sigmaringen 1995, S. 209-240, hier: S. 219.

In einer dort zitierten Aufzeichnung im Roten Buch des Kloster Lorch heißt es: "... rex Cunradus simul cum Friderico duce Suevorum ... ossa patris sui Friderici aliorumque parentum suorum, que in beate Marie semper virginis ecclesia Loriche fuerant sepulta, inde transtulit atque in hoc monasterio ... tradidit." König Konrad III. hat demnach auch die Knochen von Friedrich (von Büren), dem Vater von Herzog Friedrich (I.) umgebettet.

5.  Wolfgang Seiffer: Jakob Spindler, Stadtpfarrer zu Gmünd, und die Geschichtsforschung über Kloster Lorch und die Staufer im 16. Jahrhundert. Dissertation, Tübingen 1969, S. 136.
6.  Seiffer S. 138 f.
7.  Seiffer S. 137.
8.  Erwin Assmann: Friedrich Barbarossas Kinder. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, Bd. 33 (1977), S. 435-472. Übersicht aller Kinder S. 459.
9.  Seiffer S. 133. In einer dort zitierten Aufzeichnung im Roten Buch des Kloster Lorch heißt es: "Gerdrut regina, Conradi regis amica illic cum nato Henrico iacet cinerato." Gertrud liegt demnach gemeinsam mit ihrem zu Asche gewordenen (cineratus?) Sohn Heinrich.

Peter Koblank: Staufergräber

stauferstelen.net