BARI 2009
Die Stauferstele im süditalienischen Bari steht in der Grünanlage der Giardini Isabella d'Aragona auf der Westseite des Castello Svevo. Anders als bei den übrigen Stauferstelen ist ein paar Meter vor der Stele am Boden eine bronzene Tafel installiert, auf der steht, warum diese Stele errichtet wurde. Foto: Bernd Krißler.
Inschriften der 9. Stauferstele
Wappen von Bari CIVITAS BARENSIS | ||
CECIDIT QUIDEM | ||
PRINCIPUM | ||
FRIDERICUS |
Hintergrundinformationen zur Stauferstele
Das ursprünglich normannische Castello Svevo di Bari wurde unter dem Stauferkaiser Friedrich II. erheblich ausgebaut. Die mit Buckelquadern verkleideten Ecktürme stammen noch aus dieser Zeit. Die Mauer im Vordergrund gehört zu der ab 1501 ergänzten Ummauerung mit mächtigen Eckbastionen.
Im dritten Jahrhundert v. Chr. wurde Bari von griechischen Siedlern besiedelt, die die Stadt Barion nannten. Nach dem Römern, Germanen, Sarazenen und Byzantinern eroberten im Jahr 1071 die Normannen unter Robert Guiscard die Stadt. 1087 wurden die Gebeine des Heiligen Nikolaus von Myra nach Bari gebracht. 1131 ließ Normannenkönig Roger auf den Überresten einer byzantinischen Festung das Kastell erbauen.
Auf die Normannen folgten durch die Heirat von Heinrich VI., einem Sohn von Friedrich I. Barbarossa, mit Konstanze von Sizilien ab 1194 die Staufer. Unter dessen Sohn Friedrich II. erlebte Bari im 13. Jahrhundert eine Blütezeit.
Unter dem Stauferkaiser Friedrich II. wurde das Kastell ab 1233 erweitert. Aufbauend auf dem normannischen Grundriss wurden unter anderem zwei polygone Türme und äußere Wehranlagen ergänzt. Typisch für die Stauferzeit sind die reich geschmückten Säulen und Torbögen, für die muslimische Steinmetze angeworben wurden, deren Namen auf einigen Säulen stehen. Eindeutig der staufischen Epoche zuzuordnen ist das Portal an der Westseite mit seinem reich skulptierten Spitzbogen, deren eigentümliche Form eher auf den Orient, als auf die Gotik hinweist. Die hinter diesem Portal liegende Vorhalle und die Loggia im Innenhof haben prächtige Säulenkapitelle und stammen ebenfalls aus der Zeit von Friedrich II.
Das spitzbogige Portal und die Loggia im Innenhof stammen aus der Zeit von Friedrich II.
Auch die Vorhalle zwischen Portal und Loggia ist staufisch.
Blatt- und Köpfekapitell in der Vorhalle.
Das heutige Kastell wird außen durch schiffbugartige Bastionen und innen durch die Renaissancefassaden der vier Innenhofseiten geprägt, die aus dem 16. Jahrhunderts stammen. Bei den Italienern heißen die Staufer Svevi (dt.: Schwaben). Daher wird das Kastell heute Castello Svevo di Bari (dt.: Schwaben-Schloss von Bari) genannt.
Auf einer bronzenen Gedenktafel am Boden vor der Stele steht über und unter den Wappen von Bari und Stuttgart folgender Text auf Italienisch und Deutsch: Zur Ehre Friedrichs II. und als Ausdruck der europäischen Gemeinschaft wurde diese Stele errichtet von den Stauferfreunden Stuttgart. Eigenartigerweise wird – anders als bei sämtlichen anderen Stauferstelen – weder auf der Stele, noch auf dieser Tafel das Einweihungsjahr 2009 genannt. Fotos: Bernd Krißler.
Erläuterung der Inschriften
Bari. Der lateinische Text heißt auf Deutsch: Stadt der Bareser, älteste Stadt der Byzantiner in Italien, wird 1071 von den Normannen erobert durch Herzog Robert Guiscard. Die Gebeine des Hl. Nikolaus von Myra werden 1087 hierher umgebettet. – Die Kirche des Hl. Nikolaus wird 1197 geweiht. Unter dem Kaiser Friedrich II. blüht die Stadt und wird die Schwabenburg fertiggestellt.
Auf dem Sockel steht: Pilger Klaus aus Degerloch, Lisa, Markus, Thomas, Verena und Freunde stifteten, Markus Wolf machte (die Stauferstele). Eigenartigerweise fehlt auf dieser Stele die sonst immer übliche Jahresangabe, die hier MARKUS WOLF FECIT MMIX lauten müsste. Auch auf der Gedenktafel am Boden vor der Stele ist keine Jahreszahl angegeben.
Jerusalemkreuz. Der lateinische Text heißt auf Deutsch: Es sank die Sonne der Welt, die in den Völkern leuchtete. Es sank die Sonne der Gerechtigkeit. Es sank der Urheber des Friedens. Manfred König von Sizilien. Dies ist die Klage von Manfred, einem Sohn Friedrichs II., der beim Tod seines Vaters dabei war. Sie ist in seinem Brief an seinen Halbbruder König Konrad IV. überliefert. Manfred stammte aus der Ehe von Friedrich II. mit Bianca Lancia. Er war damals Fürst von Tarent und wurde später als Nachfolger seines Vaters König von Sizilien.
Auf dem Sockel stehen die Orte, an denen zum Zeitpunkt der Einweihung der Stele in Bari bereits acht weitere Stauferstelen standen.
Stauferlöwen. Der lateinische Text heißt auf Deutsch: Friedrich, der größte unter den Fürsten der Erde und das Staunen der Welt und ihr wunderbarer Wandler. Er stammt von Matthaeus Parisiensis (dt.: Matthäus von Paris; * um 1200 in England; 1259 in St. Albans). Er war Geschichtsschreiber im Benediktinerkloster St. Albans in der Nähe von London und gilt als einer der bedeutendsten Chronisten, Historiographen und Kartenzeichner des 13. Jahrhunderts in England. In seinem Hauptwerk, der siebenbändigen Chronica Maiora berichtet er im Band 5 über den Tod von Friedrich II.:
Obiit autem circa eadem tempora principum mundi maximus Frethericus, stupor quoque mundi et immutator mirabilis, absolutus a sententia qua innodabatur, assumpto, ut dicitur, habitu Cisterciensium, et mirifice compunctus et humiliatus. Obiit autem die sanctae Luciae, ut non videretur ea die terraemotus sine significatione et inaniter evenisse.
Demnach starb Friedrich II. am Tag der Hl. Lucia, also am 13. Dezember, gekleidet in der Tracht der Zisterzienser. Friedrich II. wurde in der Kathedrale Maria Santissima Assunta (dt.: heiligste in den Himmel aufgenommene Maria) in Palermo bestattet, wo sein Porphyrsarkophag noch heute zu besichtigen ist.
Reichsadler. Der lateinische Text heißt auf Deutsch: Friedrich von Gottes Gnaden Kaiser der Römer und immer erhaben, König von Jerusalem und Sizilien, Herzog von Schwaben. – Einziger Sohn von Kaiser Heinrich VI. von Hohenstaufen von der Ehefrau Constantia, Königin von Sizilien aus dem Geschlecht der Normannen, * 26.12.1194 in Jesi 13.12.1250 in Fiorentino.
Siehe auch: Das "staufische" Königreich Jerusalem.
Die auf der Stele erwähnten Gebeine des Hl. Nikolaus, die 1087 von 47 Bareser Seeleuten und zwei Priestern auf drei Schiffen gewaltsam von Myra an der Küste Kleinasiens nach Bari entführt worden sind, liegen heute in der Krypta der eigens zu diesem Zweck errichteten Chiesa San Nicola. Sie wurde 1197 von Bischof Konrad von Hildesheim in seiner Eigenschaft als päpstlicher Legat und Statthalter Kaiser Heinrichs VI. für Sizilien geweiht.
Friedrich II., den die Italiener Federico di Svevia (dt.: Friedrich von Schwaben) nennen, wird im südlichen Italien noch heute verehrt. Fast immer liegen Blumen an seinem Porphyrsarkophag in der Kathedrale von Palermo.
Stifter der Stauferstele
Peregrinus Klaus Degerlochensis (Klaus Käppler)
et Lisa, Markus, Thomas, Verena cum amicis
Einweihung: 7. Mai 2009
V.l.n.r.: Markus Wolf (Bildhauer), Michele Emiliano (Bürgermeister von Bari) und Klaus Käppler (Stifter) bei der Einweihung.