KLOSTER ADELBERG 2008
Stauferstele vor dem Hintergrund der drei "Kaiserberge", von links nach rechts Rechberg, Stuifen und Hohenstaufen. Foto: Wikipedia.
Inschriften der 7. Stauferstele
Wappen von Ebersbach VOLKNAND | ||
IM BEISEIN | ||
KONRAD | ||
PHILIPP |
Hintergrundinformationen zur Stauferstele
Die Stele vor dem Haupteingang des Kloster Adelberg.
1054 wurde an der Stelle der heutigen Ulrichskapelle im Kloster zu Ehren des 993 heiliggesprochenen Augsburger Bischofs Ulrich I. eine Kapelle geweiht. Ein Nachkomme der Kapellenstifter war Volknand von Staufen (*1110/15 vor 1188). Dieser stiftete 1178 das Kloster Adelberg als Prämonstratenserstift. 1188 wurde neben dem Männerkloster ein Frauenkloster errichtet. Beide Konvente existierten fast dreihundert Jahre nebeneinander, bis die Frauen 1476 nach Lauffen am Neckar umzogen.
Kaiser Friedrich I. Barbarossa stellte das Kloster 1181 unter seinen Schutz. Dies geschah bei seinem einzigen bezeugten Aufenthalt auf der Burg Hohenstaufen, dem Stammsitz der Staufer, der zehn Kilometer östlich vom Kloster Adelberg liegt. In dieser Urkunde wird Volknand als Folkenando, ministeriali nostro de Stowfen, qui fundator fuit loci illius (dt.: Volknand, unser Ministeriale von Staufen, der Gründer dieses Ortes war) bezeichnet. Er wird unter den Zeugen der Urkunde an achter Stelle mit drei anderen Personen genannt: Volknandus, Fridericus, Cunradus, Bernoldus de Stovfen.
In dem Schutzbrief von 1181 bestimmt der Kaiser, dass immer ein Herr von Staufen Vogt des Klosters Adelberg sein solle, die Wahl von Untervögten aber vom Propst und Konvent des Klosters abhängen solle (lat.: Volumus etiam ut nullum habeant advocatum preter illum qui est vel erit dominus de Stowfen; nullum habeant subadvocatum nisi quem prepositus et conventus de Adelberg elegerint.) Volknand, der erste Vogt, starb Anfang der 1180er Jahre kinderlos, bevor das Kloster fertiggestellt war. Die Vogtei ging dann an Ministerialen, die über mehrere Generationen Friedrich von Staufen hießen.
Kaiser Friedrich I. Barbarossa war am 1. Mai 1188 gemeinsam mit seinen Söhnen König Heinrich VI., Herzog Friedrich V. von Schwaben und dem späteren König Philipp von Schwaben bei der Weihe des Hauptaltars der Kirche des Klosters persönlich zugegen. Kaiser, König und Herzog gleichzeitig bei einem Weiheakt – diese Ehre ist nicht vielen Orten zuteilgeworden, vielleicht war es nur einem Zufall zu verdanken. Die Kirche war zu diesem Zeitpunkt noch im Bau, sie wurde erst vierzehn Jahre später geweiht. Möglicherweise ist die Altarweihe angesichts des für 1189 geplanten Kreuzzugs, auf dem Kaiser Friedrich I. Barbarossa und sein Sohn Herzog Friedrich V. von Schwaben ums Leben kommen sollten, vorgezogen worden.
König Philipp von Schwaben, der der Sage nach die Adelsberger Klosterschule besucht haben soll, war mit der byzantinischen Kaisertochter Irene verheiratet, die nach seinem letzten Willen eine Woche vor ihrem Tod dem Kloster Adelberg eine bedeutende Schenkung gemacht hat.
Ein Jahrhundert nach Untergang der Staufer geriet der Konvent 1372 unter württembergische Herrschaft. Das 15. Jahrhundert brachte eine wirtschaftliche Blütezeit und ließ Adelberg zu einem der reichsten Stifte in Württemberg werden.
Wurde Philipp von Schwaben in Adelberg ausgebildet?
Die Inschrift suggeriert, dass die Ausbildung Philipps in Adelberg eine historische Tatsache ist. |
Drei Jahrzehnte später – Ziegler war inzwischen im Komitee der Stauferfreunde für die Inschriften der Stelen verantwortlich – verwandelte er diese Sage in eine historische Tatsache.3 Seine einzige neue Erkenntnis war aber, dass Kuens Bericht von 1768 eine wörtliche Abschrift4 eines Berichts ist, den der Roggenburger Geistliche Friedrich Rommel im Jahre 1629 verfasst hatte.5
Rommel hatte damals keinen Zugang zum Adelsberger Archiv. Er bezog zwar die Annales Suevici des Tübinger Historiker Martin Crusius (1526-1607) und eine heute verschollene Darstellung des Adelsberger Subpriors Rudolf Ehrmann mit ein, die auch Crusius kannte,6 der aber nichts über Philipps angebliche Ausbildung in Adelberg berichtete.
Dass Rommels Klostererzählung aus dem 17. Jahrhundert eine historische Tatsache wiedergibt, versucht Ziegler mit folgenden Argumenten zu beweisen:
- Wie hätte man in Adelberg auf eine so verwegene Mitteilung kommen sollen, wenn Philipp niemals dort gewesen wäre?7
- Den Namen des Lehrers Rudolphus könne Rommel nur einer in Roggenburg vorhandenen Adelberger Überlieferung entnommen haben, denn er wusste sicher nicht, dass Philipps Kölner Lehrer so hieß. Daher habe der Kölner Domscholaster Philipp in Adelberg unterrichtet.8
- Philipps Unterrichtung in Adelberg erkläre auf einfachste Weise, warum seine Zuneigung und Dankbarkeit bis zuletzt dem Stift galt.9
- Wenn man nicht annehmen möchte, dass Friedrich I. Barbarossa seinen jüngsten Sohn vom Frühjahr 1188 bis zum Frühjahr 1189 auf seiner Reise durch das Reich mitnahm, dann könne sich Philipp nur in Adelberg oder am Hof auf dem Hohenstaufen aufgehalten haben und müsse dort auch unterrichtet worden sein.10
Da die Adelberger Klosterkirche bei ihrer Weihe am 1. Mai 1188 erst in ihren Fundamenten erkennbar war,11 würde man, hätte man wirklich nur die Wahl zwischen Adelberg und Hohenstaufen, wohl eher zum letzteren tendieren. Tatsächlich gab es 1188/89 aber Dutzende weiterer Orte, die für die Ausbildung Philipps hervorragend geeignet gewesen wären.
Historisch korrekt wäre es gewesen, die Ausbildung Philipps – ähnlich wie auf der Schwäbisch Gmünder Stauferstele die mit Agnes von Waiblingen verknüpfte Gründung der Johanniskirche – als Sage zu kennzeichnen.
Winterliche Abendstimmung beim Kloster Adelberg. Die drei "Kaiserberge", von links nach rechts Rechberg, Stuifen und Hohenstaufen, liegen noch in der Sonne.
Erläuterung der Inschriften
Ebersbach. Volknand von Staufen (*1110/15 vor 1188) stiftete das Kloster im Jahre 1178.
Nach Ebersbach wurde Volknand erst postum ab dem 15. Jahrhundert zubenannt.14
Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit zwei Söhnen (rechts) bei der Altarweihe 1188 durch Bischof Hermann II. (Mitte). Volknand (links) war in Wirklichkeit zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben. Fresko in der gotischen Ulrichskapelle im Kloster Adelberg, 16. Jahrhundert. |
Auf dem Sockel werden die Stifter (lat.:dederunt, dt. gaben) genannt, die der Tübinger Königsgesellschaft Roigel, einer 1838 gegründeten Studentenverbindung, angehören. Markus Wolf ist der Bildhauer, der die Stele 2008 machte (lat.: fecit).
Prämonstratenser. Konrad von Staufen und Waldhausen war 1188 bis 1193 Kämmerer von Kaiser Friedrich I. Barbarossa und Kaiser Heinrich VI. Er schenkte dem Prämonstratenserkloster Adelberg einen Pfleghof in Göppingen. Konrad war Chorherr in Adelberg und brachte es schließlich zum Oberhaupt der Prämonstratenser als Abt im französischen Prémontré.15
Stauferlöwen. Der spätere König Philipp von Schwaben soll der Sage nach die Adelberger Klosterschule besucht haben. Er wurde 1208 aus privaten Motiven in Bamberg ermordet, zunächst dort bestattet, aber später von seinem Neffen Kaiser Friedrich II. nach Speyer umgebettet. Seine Witwe Irene Maria von Byzanz starb kurz darauf auf der Burg Hohenstaufen. Vorher stiftete sie dem Kloster Adelberg einen Hof in Oberesslingen. Sie ist im Kloster Lorch bestattet, wo ebenfalls eine Stauferstele zur Erinnerung an Irene steht. Siehe auch: Staufer-Königin Irene - Rose ohne Dornen. – Auf dem Sockel werden die bisherigen sechs Stauferstelen aufgezählt, beim Kloster Adelberg steht die siebte.
1. | Walter Ziegler: Der Gründer Adelbergs: Volknand von Staufen-Toggenburg, ein Vetter Barbarossas. In: Walter Ziegler (Hrsg.): Hohenstaufen. Stauferforschungen im Stauferkreis Göppingen, Göppingen 1977, S. 45-93, hier: S. 52. |
2. | Michael Kuen: Collectio Scriptorum Rerum Historico-Monastico-Ecclesiasticarum Variorum Religiosorum Ordinum, Band 6, Ulm 1768, S. 28. |
3. | Walter Ziegler: Philipp, Adelberg und der Hohenstaufen. In: Karl-Heinz Rueß (Hrsg.): Philipp von Schwaben. Ein Staufer im Kampf um die Königsherrschaft, Göppingen 2008, S. 62-121, hier: S. 63-68. |
4. | Ziegler (2008) S. 107-108, Fußnote 10. |
5. | Friedrich Rommel (Romelius): Adelberga illustre apud Würtenpergios candidi ordinis coenobium. Klostergeschichte zur Begründung der Restitution, datiert Roggenburg 11. November 1629. In: Michael Klein: Die Handschriften der Staatsarchive in Baden-Württemberg, Band 1, Die Handschriften der Sammlung J1 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Wiesbaden 1980, S. 254. |
6. | Ziegler (2008) S. 64. |
7. | Ziegler (2008) S. 64. |
8. | Ziegler (2008) S. 68. In einer zwischen 1191 und 1208 entstandenen Weingartener Chronik wird von Friedrich I. Barbarossa berichtet: Philippum vero minimum cuidam scolastico Coloniensi in clericum educandum commisit (dt.: Philipp aber, den jüngsten, vertraute er einem Kölner Scholaster zur kirchlichen Erziehung an). Dies muss aus dem Kontext heraus 1188/1189 geschehen sein. Der Kölner Domscholaster war damals ein Magister Rudolf. Ziegler glaubt, dass nicht Philipp nach Köln geschickt, sondern der Kölner Domscholaster nach Adelberg geholt wurde. – Hugonis et Honorii chronicorum continuationes Weingartenses, MGH SS, Band 21, S. 478 (Zeile 39-40). |
9. | Ziegler (2008) S. 68. |
10. | Ziegler (2008) S. 68. |
11. | Ziegler (2008) S. 66. |
12. | Ziegler (1977) S. 54. |
13. | Ziegler (1977) S. 72 f. |
14. | Ziegler (1977) S. 47. |
15. | Walter Ziegler: Konrad von Waldhausen-Staufen (ca. 1161 - 1241): Vom kaiserlichen Kämmerer zum Abt von Prémontré. In: Analecta Praemonstratensia Bd. 83 (2007) S. 336-346. |
Stifter der Stauferstele
Ursula und Albrecht Egerer
von der Königsgesellschaft Tübingen "Roigel"
Einweihung: 17. Oktober 2008
Kloster Adelberg liegt an der "Straße der Staufer"