GÖPPINGEN 2012
Die Stauferstele steht an der Paradiesgasse, die zur Oberhofenkirche führt.
Inschriften der 17. Stauferstele
Wappen des Reichs FRIEDRICH I. | ||
KONRAD | ||
PARTNERSCHAFT | ||
PARTNERSCHAFT |
Hintergrundinformationen zur Stauferstele
Die Stauferstele befindet sich in der Paradiesgasse, einem Fußgängerweg in der Nähe der Oberhofenkirche. Keine andere Stauferstele steht an einem ähnlich unattraktiven Platz. Anscheinend hat man in Göppingen, das sich zu Recht Hohenstaufenstadt nennt, sehr wohl erkannt, dass eine Urkunde von Friedrich I. Barbarossa, die dieser in bzw. bei Göppingen für das Kloster Lorch ausgestellt hat, ein eher dürftiger Anlass für die Errichtung einer Stauferstele ist. Zumal im Göppinger Stadtbezirk Hohenstaufen bereits eine Stauferstele an einem Ort steht, der tatsächlich eine relevante Rolle in der Geschichte der Staufer spielte.
Zwei Stauferstelen im Göppinger Stadtgebiet in sechs Kilometer Entfernung. Das Foto stammt von einer Ansichtskarte aus den 1930-er Jahren. |
Ortsnamen mit der Endung -ingen weisen auf alemannische Siedlungen hin. Gründer und Namensgeber von Göppingen war möglicherweise ein Alemannenfürst namens Geppo.
Der älteste Hinweis auf Göppingen befindet sich in einer im 16. Jahrhundert abgefassten Chronik: 1110 überließ Konrad von Württemberg Göppingen dem Kloster Blaubeuren. Die älteste erhaltene Urkunde, in der Göppingen erwähnt wird, stammt aus dem Jahre 1154 und wurde vom späteren Kaiser Friedrich I. Barbarossa ausgestellt.
In der Stauferzeit entwickelte sich Göppingen vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zur Stadt. Dabei scheinen die späteren Herren von Staufeneck, damals Vögte der Staufer in Adelberg und auf der Burg Hohenstaufen, eine besondere Bedeutung gehabt zu haben. Auf sie geht möglicherweise auch eine spätromanische Basilika zurück, die der Vorgängerbau der Oberhofenkirche war. Nach dem Niedergang der Staufer kam Göppingen 1273/74 unter Graf Ulrich II. in den Besitz der Württemberger.
Erläuterung der Inschriften
Reichsadler. König Friedrich I. Barbarossa (ab 1155 Kaiser) bestätigte zwischen dem 3. und 17. Mai 1154 auf dem Weg von Worms über Ulm nach Batzenhofen bei Augsburg Apud Geppingin (dt.: in oder bei Göppingen) in einer Urkunde dem von seinem Großvater Herzog Friedrich I. von Schwaben gestifteten Kloster Lorch den Inhalt des Privilegs, das von seinem Onkel, dem ersten Stauferkönig Konrad III., dem Kloster verliehen worden waren. Heute wird diese Urkunde im Stiftsarchiv St. Paul im Lavanttal in Kärnten aufbewahrt, wohin sie über das Kloster St. Blasien im Schwarzwald zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelangte.
Stauferlöwen. Konrad von Staufen und Waldhausen war 1188 bis 1193 Kämmerer von Kaiser Friedrich I. Barbarossa und Kaiser Heinrich VI. Er schenkte dem Prämonstratenserkloster Adelberg einen Pfleghof in Göppingen. Konrad war Chorherr in Adelberg und brachte es schließlich zum Oberhaupt der Prämonstratenser als Abt im französischen Prémontré. – Diese Inschrift wie auch die zwei nachfolgenden machen überdeutlich, dass in Göppingen keinerlei für die Geschichte der Staufer wirklich relevante Ereignisse stattgefunden haben. Zu Konrad von Staufen siehe auch Stauferstele Adelberg.
Klosterneuburg. 1971 wurde eine Städtepartnerschaft mit Klosterneuburg geschlossen. Der Schönhengstgau (tschech.: Hřebečsko) war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die größte deutsche Sprachinsel der Tschechoslowakei. Er ist benannt nach dem langgestreckten Schönhengster Rücken in der Böhmisch-Mährischen Höhe und erstreckte sich beiderseits der böhmisch-mährischen Grenze. Der Schönhengstgau kam 1938 durch das Münchner Abkommen im Rahmen des Sudetenlandes an Deutschland, 1945 und 1946 wurde die deutsche Bevölkerung größtenteils vertrieben. Ein durch den Film Schindlers Liste berühmter Schönhengstgauer ist Oskar Schindler aus Svitavy (dt.: Zwittau), der hunderte Juden vor dem sicheren Tod im KZ bewahrte. Die Städtepartnerschaft zwischen Göppingen und Klosterneuburg wurde auf Anregung der in beiden Städten aufgenommenen Vertriebenen aus dem Schönhengstgau geschlossen. – Die in erster Ehe mit Herzog Friedrich I. von Schwaben, Erbauer der Burg Hohenstaufen und Stifter des Klosters Lorch, verheiratete Agnes heiratete in zweiter Ehe den Markgrafen Leopold III. von Österreich. Die beiden gründeten 1114 das Stift Klosterneuburg als Grablege. Siehe auch Stauferstele Klosterneuburg.
Foggia. 1971 wurde eine Städtepartnerschaft (it.: Gemellagio) mit der Stadt Foggia in Apulien geschlossen, der Lieblingsresidenz Kaiser Friedrichs II. – Ob Friedrich II. mit seinem Sohn Konrad IV., der im Februar 1237 in Wien zum römisch-deutschen Königs gewählt worden war, im selben Jahr tatsächlich durch Göppingen zog, sei dahingestellt. Tatsache ist lediglich, dass Friedrich II. am 18. Mai 1237 in zwanzig Kilometer Entfernung von Göppingen apud giselingen (dt.: in oder bei Geislingen) eine Urkunde an den Bischof von Bamberg ausstellen ließ. – Auf dem Sockel steht, dass der Bildhauer Markus Wolf die Stele machte (lat.: fecit).
Die Oberhofenkirche ist das Wahrzeichen der Stadt Göppingen. Der 1436 begonnene Bau wurde durch spätere Ausbauten, insbesondere die Türme von 1853, und Renovierungen stark verändert. Erhalten aus der Gründungszeit ist ein Wandgemälde, auf dem sich rechts oben die einzige erhaltene Abbildung der Burg Hohenstaufen vor deren Zerstörung im Jahre 1525 befindet.
Stifter der Stauferstele
Familie Ulrich Weiss
In memoriam Walter Weiss (1916-2008)
Einweihung: 15. Juni 2012
Stauferstele Göppingen Opfer von Vandalismus
Göppingen liegt an der "Straße der Staufer"