BAMBERG 2015
Im Bamberger Dom ist der Stauferkönig Konrad III. bestattet, in der Alten Hofhaltung rechts daneben wurde der Stauferkönig Philipp von Schwaben ermordet. Die Stauferstele steht jedoch nicht auf dem Domplatz, der hier als 90°-Panorama fotografiert ist, sondern etwa zweihundert Meter weiter oberhalb auf einer Grünfläche in der Oberen Karolinenstraße 8.
Inschriften der 30. Stauferstele
Wappen des Reichs KONRAD III. | ||
HEINRICH VI. | ||
PHILIPP | ||
EBERHARD II. |
Hintergrundinformationen zur Stauferstele
Die Stauferstele befindet sich auf einer Grünfläche vor dem ehemaligen Langheimer Hof in der Oberen Karolinenstraße 8, wo sie nur von den wenigsten Bamberg-Besuchern wahrgenommen werden dürfte. Das Gebäude gehörte früher dem Zisterzienserkloster Langheim in Klosterlangheim, einem Stadtteil von Lichtenfels in Oberfranken im Erzbistum Bamberg. Es diente als Absteigequartier der Prälaten und Geistlichen. Den heutigen Bau, der mit den Staufern in keinerlei Zusammenhang steht, ließ der Langheimer Abt Peter II. Schönfelder um 1610 errichten.
Kaiser Heinrich II. gründete 1007 das Bistum Bamberg und ließ den ersten Dom errichten, der aber 1185 abbrannte und im 13. Jahrhundert durch den heutigen Bau ersetzt wurde. Bamberg hat vielfältige und bedeutende Bezüge zu den Staufern. Die Altstadt ist der größte unversehrt erhaltene historische Stadtkern in Deutschland und seit 1993 als Weltkulturerbe in die Liste der UNESCO eingetragen.
Neoromanischer Sarkophag von Konrad III. Foto: Sibylle Kreisel.
Konrad III., der erste König aus dem Hause der Staufer, starb am 15. Februar 1152 in Bamberg an der Malaria tertiana,1 die er sich bei seinem Kreuzzug zugezogen hatte. Dem zeitgenössischen Geschichtsschreiber Bischof Otto von Freising zufolge war es sein Wunsch, im Kloster Lorch neben seinem Vater bestattet zu werden. Doch die Bamberger Geistlichkeit setzte Konrad im Bamberger Dom an der Seite des 1146 heiliggesprochenen Kaiser Heinrich II. bei.2 1845 veranlasste König Ludwig I. von Bayern die Umbettung des Staufers in einen neoromanischen Sarkophag aus Sandstein, der sich an der Nordwand der Krypta unter dem Ostchor befindet. Mehr Details.
Heinrich VI., zweitältester Sohn und Nachfolger des Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa, wurde an Pfingsten 1169 in Bamberg als Dreieinhalbjähriger zum König gewählt.
Der Stauferkönig Philipp von Schwaben war am 21. Juni 1208 in Bamberg, um an der Hochzeit seiner Nichte Beatrix von Burgund mit Herzog Otto VII. von Meranien teilzunehmen. Nach der Vermählung zog er sich in das Privatgemach zurück, das ihm in der Alten Hofhaltung zur Verfügung gestellt worden war. Dort wurde er am Nachmittag von Otto VIII. von Wittelsbach ermordet. 1203 hatte Philipp seine dritte Tochter Kunigunde mit dem Wittelsbacher verlobt, um diesen im Kampf gegen den Landgrafen Hermann I. von Thüringen an sich zu binden. Philipp hielt sich jedoch nicht an dieses Heiratsversprechen und verlobte Kunigunde im Jahre 1207 mit dem zweijährigen Wenzel, dem Sohn König Ottokars I. von Böhmen, um dessen dauerhafte Unterstützung zu gewinnen. Für den Wittelsbacher war dies eine Ehrverletzung, auf die er entsprechend reagierte. Nach herrschender Meinung wurde dieser erste Königsmord seit der Merowingerzeit daher nicht aus politischen, sondern aus rein persönlichen Gründen verübt. – Philipp wurde zunächst in Bamberg bestattet. 1213 ließ der spätere Kaiser Friedrich II. seine Gebeine nach Speyer überführen. Siehe auch Stauferstele Speyer.
Blick vom Bergfried der Altenburg aus südwestlicher Richtung auf den Domhügel. Ganz links das weiße, teilweise von Bäumen verdeckte barocke Erzbischöfliche Palais, in dessen Nähe die Stauferstele steht.
- den heiliggesprochenen König Stephan I. von Ungarn
- den in Bamberg ermordeten und bis zu seiner Umbettung nach Speyer im Bamberger Dom bestatteten Stauferkönig Philipp von Schwaben
- ein Symbol der Stauferdynastie schlechthin oder
- den am Ende der Zeiten wiederkehrenden Messias.
Erläuterung der Inschriften
Blick aus dem Wohnzimmer von Domkapitular i.R. Prälat Hans Wich im ehemaligen Langheimer Hof auf die Stauferstele. Rechts das barocke Erzbischöfliche Palais, im Hintergrund die Osttürme des Bamberger Doms.
- Dem Wunsch eines verstorbenen römisch-deutschen Königs hinsichtlich seiner Nachfolge kam keinerlei rechtliche Bindung zu. Wie schon bei den vorangegangenen Königswahlen von Lothar III. (1125) und von Konrad selbst (1138) lag auch 1152 die Entscheidung allein bei den Fürsten. Diese musste Konrads Neffe Friedrich, der später Barbarossa genannt wurde, mit überzeugenden Gründen und Versprechungen für sich gewinnen, wenn er gewählt werden wollte.3
- Dass die Fürsten aber bereits kaum zwei Wochen nach Konrads Tod in Frankfurt zur Wahl bzw. in Aachen zur Krönung versammelt waren, lässt sich nur so erklären, dass diese Termine schon vor Konrads Tod feststanden und ursprünglich der Wahl und Krönung von Konrads Sohn Friedrich, der später von Rothenburg genannt wurde, gelten sollten.4
Bamberg. Das Wappen von Bamberg zeigt den heiligen Georg als Ritter, zu erkennen an dem Georgskreuz auf Brust und Fahne. – Durch die Wahl seines erst dreieinhalbjährigen Sohnes Heinrich VI. zum König wollte Friedrich I. Barbarossa rechtzeitig seine Nachfolge sichern. Sein Vorgänger Konrad III. hatte ähnlich gehandelt, allerdings starb dessen erster Sohn und Mitkönig Heinrich (VI.) im Jahre 1150 im Alter von erst dreizehn Jahren. Konrad gelang es danach nicht mehr, die Fürsten rechtzeitig dazu zu bringen, seinen zweiten Sohn Friedrich zum Nachfolger zu wählen, was Friedrich I. Barbarossa 1152 die Kandidatur ermöglichte.
Beatrix von Burgund war die Tochter von Otto I., Pfalzgraf von Burgund, dem vierten Sohn von Kaiser Friedrich Barbarossa aus seiner Ehe mit Beatrix von Burgund. Dadurch war sie eine Nichte von Kaiser Heinrich VI. und von König Philipp von Schwaben. Sie war die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund und heiratete am 21. Juni 1208 in Bamberg Herzog Otto VII. von Meranien aus dem Hause der Andechser. Damit kam es zu einer ehelichen Verbindung der Staufer mit dem Haus Andechs. Otto war ein Bruder des Bamberger Bischofs Ekbert, der auf der gegenüberliegenden Seite der Stele genannt wird. Am Tag dieser Hochzeit wurde Philipp von Schwabens durch Otto VIII. von Wittelsbach ermordet.
Stauferlöwen. König Philipp von Schwaben wurde, wie oben ausführlich beschrieben, am 21. Juni 1208 in Bamberg ermordet. – Der Mönch Johannes Gallus war ein deutscher Theologe und Dichter, der im 16. Jahrhundert lebte. Seine Verse künden von tiefer Trauer über den Tod Philipps. Ein Teil dieses Zitats findet sich auch auf der Stauferstele Lorch.
Bistum Bamberg. Der Löwe im Wappen des Bistums Bamberg wird von einer silbernen Schrägleiste überdeckt. – Bischof Eberhard II. war ein treuer Gefolgsmann der Staufer. Unter Konrad III. plante er 1147 den Zweiten Kreuzzug mit. Für seine maßgebliche Unterstützung der Wahl von Friedrich I. Barbarossa erhielt das Bistum Bamberg die Reichsabtei Niederaltaich bei Deggendorf als Lehen. Der Bischof begleitete Barbarossa unter anderem nach Rom, in die Lombardei und war bei der Belagerung Mailands dabei. Als er den Kaiser bei der Ernennung des Gegenpapstes Viktor IV. unterstützte, trug ihm dies den Kirchenbann ein.
Hedwig von Andechs ( 1243) war Herzogin von Schlesien. Sie wird ebenso wie Landgräfin Elisabeth von Thüringen ( 1231) in der katholischen Kirche als Heilige verehrt.
Auf dem Sockel werden die Stifter genannt, die die Stele gaben (lat.: dederunt), darunter der Bildhauer Markus Wolf, der die Stele 2015 machte (lat.: fecit).
1. | Knut Görich: Friedrich Barbarossa. Eine Biografie. München 2011, S. 91. |
2. | MGH SS rer. Germ. 46, S. 98, Zeile 23 ff. |
3. | Görich S. 97. |
4. | Görich S. 95. |
5. | Jan Paul Niederkorn: Friedrich von Rothenburg und die Königswahl von 1152. In: Sönke Lorenz / Ulrich Schmidt (Hrsg.):Von Schwaben bis Jerusalem, Sigmaringen 1995, S. 51-59, hier: S. 56, 58-59. |
6. | Görich S. 258. – Diesen Fehler entdeckte Gudrun Haspel aus Lorch bei einem Besuch in Bamberg. |
7. | Rudolf M. Kloos: Ekbert von Andechs-Meranien. In: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 427 f. – Diesen Fehler entdeckte Karl-Heinz Fuchs vom Freundeskreis zum Gedenken von Königin Irene Maria von Byzanz e.V. in Göppingen. |
Die Stele am 13. Juni 2015, im Hintergrund die nordwestlich gelegene Klosterkirche des St.-Michaels-Klosters. Foto: Sibylle Kreisel.
Am 30. Juni 2016 hat der Bildhauer die falsche Jahreszahl korrigiert. Dies war die zweite Beseitigung eines Erratums. Leider lässt sich aus einer '9' nicht so elegant eine '3' machen, wie es bei Heilbronn bei der Umarbeitung in eine '8' der Fall war. Fotos: Roland Mack.
V.l.n.r.: Edgar Sitzmann (Bezirkstagspräsident i.R.), Joachim Herrmann (Bayerischer Innenminister), Christian Lange (Zweiter Bürgermeister der Stadt Bamberg) und Markus Wolf (Bildhauer). Foto: Sibylle Kreisel.
Stifter der Stauferstele
Hartmut und Elfriede Hübler
Einweihung: 13. Juni 2015
Staufergräber - Bamberger Dom (Deutschland)