KLOSTER-
NEUBURG 2009
Die Stauferstele im österreichischen Klosterneuburg in der Nähe von Wien ist die einzige, die auf einer Seite zwei Wappen hat. Sie steht südwestlich vom Stift auf dem Hohenstaufenplatz in der Albrechtsbergergasse.
Inschriften der 8. Stauferstele
Wappen der Babenberger AGNES | ||
MARGARETHE | ||
FRIEDRICH | ||
PARTNERSCHAFT |
Hintergrundinformationen zur Stauferstele
Die Stauferstele steht im Südwesten des Stifts Klosterneuburg auf einem Platz in der Albrechtsbergergasse, der am Tage der Steleneinweihung von Welfenplatz in Hohenstaufenplatz umbenannt wurde.
Klosterneuburg ist eine Stadt mit etwa 25.000 Einwohnern im niederösterreichischen Bezirk Wien-Umgebung. Der Ort hieß ursprünglich Nivvenburc (Neuburg) und wurde 1108 erstmals schriftlich erwähnt.
1113 schuf Markgraf Leopold III. hier seine neue Residenz. Der Babenberger war von 1095 bis 1136 Markgraf der Marcha orientalis (dt: Ostmark, Ostarrîchi) und mit Agnes, der Tochter Kaiser Heinrichs IV. und Witwe des Stauferherzog Friedrich I. von Schwaben verheiratet.
Die Ostmark war als Teil des Herzogtums Bayern ein schmaler Streifen beiderseits der Donau flussabwärts von Linz bis zur Einmündung der March, der Grenze zum Königreich Ungarn. Sie war kleiner als das heutige Bundesland Niederösterreich.
Leopold III. ließ 1114 in Neuburg den Grundstein für eine neue Stiftskirche legen. Diese neue Kirche war ursprünglich ein Kollegium für weltliche Kanoniker und wurde erst 1133 in ein Augustiner-Chorherrenstift umgewandelt. Leopold und Agnes sind hier begraben. In späteren Jahrhunderten wurde die Anlage mehrmals erweitert und umgebaut, so dass sie sich heute als Konglomerat aus mittelalterlicher, barocker und historistischer Bausubstanz präsentiert. – Siehe auch: Staufergräber.
Eine Schlacht verhindert und zwei Dynastien gegründet
Agnes von Waiblingen war die Stammmutter der Staufer und der Babenberger-Herzöge PDF 447 KB
Neuburg bekam damals schon jene Ausdehnung, die sie durch Jahrhunderte beibehielt. Die häufigen Überschwemmungen der Donau drängten jedoch die Bewohner jenseits der Donau immer mehr landeinwärts, sodass sich die beiden Stadtteile zu Neuburg klosterhalben (heute: Klosterneuburg) und Neuburg markthalben (heute: Korneuburg) auseinanderentwickelten. 1298 trennte Albrecht I. die beiden Stadthälften und verlieh Neuburg klosterhalben, dem älteren Siedlungskern, ein neues Stadtrecht.
Erläuterung der Inschriften
Babenberger. Das rot-weiß-rote Wappen der Babenberger ist die Vorlage für die heutige Flagge von Österreich. Agnes von Waiblingen (* um 1072; 1143) war die Tochter des Salierkaisers Heinrichs IV. und dessen Frau Bertha von Savoyen. Als Ehefrau des 1105 verstorbenen und im Kloster Lorch bestatteten ersten Staufer-Herzogs Friedrich I. von Schwaben war sie Stammmutter der Staufer.
Nach dem Tode Friedrichs 1105 wurde sie durch ihren Bruder, den späteren Kaiser Heinrich V., mit dem Markgraf der Marcha orientalis, dem Babenberger Leopold III. verheiratet. Dies war der Dank dafür, dass Leopold im Herbst 1105, als sich Heinrich gegen seinen Vater Kaiser Heinrich IV. erhoben hatte, zusammen mit seinem Schwager Herzog Boriwoy von Böhmen fahnenflüchtig von der Seite Heinrichs IV. auf die von dessen Sohn Heinrich V. gewechselt hatte. Dadurch wurde die Lage des alten Heinrichs aussichtslos, er musste fliehen und starb 1106 als Gejagter in Lüttich.
Zutreffend wäre gewesen, Agnes als "Stammmutter der Babenberger Herzöge" zu bezeichnen, da sie einerseits lediglich in die schon seit vielen Generationen als Markgrafen der Marcha orientalis fungierende Familie der Babenberger einheiratete, andererseits aber ihr Sohn Heinrich II. Jasomirgott im Jahre 1156 von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum Herzog von Österreich erhoben wurde.
Leopold III. ist seit 1485 ein Heiliger der römisch-katholischen Kirche und wurde 1663 zum Landespatron Österreichs erhoben.
Im Sockel stehen die Standorte der sieben zuvor errichteten Stauferstelen.
Reichsadler. Margarethe, Tochter von Herzog Leopolds VI. von Österreich, war die Ururenkelin von Agnes von Waiblingen. Sie heiratete den Stauferkönig Heinrich (VII.).
Stauferlöwen. Friedrich Markgraf von Baden und Herzog von Österreich, an den auch die Stauferstelen in Besigheim und Baden-Baden erinnern, war der Sohn von Hermann IV. Markgraf von Baden und Herzog von Österreich und Gertrud von Österreich. Er wurde 1268 im Alter von neunzehn Jahren zusammen mit dem letzten Staufer Konradin, Herzog von Schwaben und König von Sizilien, auf dem Marktplatz von Neapel hingerichtet. Zu den weiteren hingerichteten Getreuen Konradins gehörte auch Friedrich von Hürnheim, dem die Stauferstele bei der Burg Niederhaus gewidmet ist.
Auf dem Sockel stehen der Stifter und der Bildhauer.
Klosterneuburg und Göppingen. Die beiden Städte haben 1971 eine Städtepartnerschaft geschlossen. Der Schönhengstgau (tschech.: Hřebečsko) war bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die größte deutsche Sprachinsel der Tschechoslowakei. Er ist benannt nach dem langgestreckten Schönhengster Rücken in der Böhmisch-Mährischen Höhe und erstreckt sich beiderseits der böhmisch-mährischen Grenze. Der Schönhengstgau kam 1938 durch das Münchner Abkommen im Rahmen des Sudetenlandes an Deutschland, 1945 und 1946 wurde die deutsche Bevölkerung größtenteils vertrieben. Ein durch den Film Schindlers Liste berühmter Schönhengstgauer ist Oskar Schindler aus Svitavy (dt.: Zwittau), der hunderte Juden vor dem sicheren Tod im KZ bewahrte. Die Städtepartnerschaft zwischen Göppingen und Klosterneuburg wurde auf Anregung der in beiden Städten aufgenommenen Vertriebenen aus dem Schönhengstgau geschlossen. Siehe auch Stauferstele Göppingen.
Schleier-Legende
Rueland Frueauf der Jüngere: Auffindung des Schleiers (1505). Flügelbild des Leopold-Altars, Stiftsmuseum Klosterneuburg. Foto: Wikipedia. |
Zur Gründung des Stiftes Klosterneuburg gibt es eine Legende. Am Tag ihrer Hochzeit im Jahr 1106 sollen Leopold III. und Agnes am Söller ihrer Burg am Leopoldsberg gestanden haben, als ein plötzlicher Windstoß den Brautschleier der Agnes erfasste und davon trug. Einige Jahre später soll der Markgraf den Schleier während einer Jagd in einem Wald in unversehrtem Zustand auf einem blühenden Holunderbaum unerwartet wieder gefunden haben, weshalb er an dieser Stelle den Wald roden und ein Kloster errichten ließ. Später wurde diese Legende durch eine Marienerscheinung ergänzt. – In Wirklichkeit war hier zu dieser Zeit kein Wald mehr, denn der Stiftshügel war bereits seit urgeschichtlicher Zeit besiedelt und im 1. Jahrhundert n. Chr. von den Römern zu einem Kastell ausgebaut worden, um den Limes Pannonicus zu schützen. Auf den Ruinen dieses Lagers gab es bereits eine kleinere Siedlung, die Leopold III. als Residenz und für die Gründung eines Säkularkanonikerstiftes erwählte.
Zur ersten Ehe von Agnes mit dem Stauferherzog Friedrich I. gibt es eine ähnliche Geschichte. Agnes soll damals bei einer Jagd ihren Ehering verloren haben. An der Stelle, an der sich später der Ring im Geweih eines bei einer Jagd erlegten Hirsches wieder fand, soll die Johanniskirche in Schwäbisch Gmünd errichtet worden sein.
1. | Karl Brunner: Leopold III. von Österreich. Wege zur Heiligkeit. In: L'Homme. Zeitschrift für Feministische Geschichtswissenschaft 7 (1996) 34-45, hier: S. 36. |
2. | Heide Dienst: Agnes: Herzogin, Markgräfin, Landesmutter. In: Karl-Heinz Ruess (Hrsg.): Babenberger und Staufer, Göppingen 1987, S. 53-68. – Dieselbe Autorin veröffentlichte übrigens zwei Jahre zuvor ein Buch mit dem sinnvolleren Titel Agnes. Herzogin - Markgräfin. Ehefrau und Mutter. Wien 1985. |
Leopold III. und Agnes. Diese um 1477 geschaffenen Statuen im Stiftsmuseum standen ursprünglich auf dem gotischen Südturm und wurden dort durch Kopien ersetzt.
Links: Der siebenarmige Bronzeleuchter im Brunnenhaus des Kreuzgangs gehört zur ursprünglichen Ausstattung der romanischen Stiftskirche. Er entstand im frühen 12. Jahrhundert in Verona in der gleichen Gießerei, die die Bronzetüren der dortigen St.-Zeno-Kirche anfertigte. Im Inneren des Stammes befanden sich Holzstücke, die von dem Holunderstrauch der Schleierlegende stammen sollen, tatsächlich aber ins 17. Jahrhundert datieren. Der ursprüngliche Bronzesockel ist verlorengegangen. – Rechts: Das Stifterehepaar wurde auf Wunsch Leopolds in einer Gruft unter dem ehemaligen Kapitelsaal bestattet. Dort steht heute der Verduner Altar. Der Eingang zur Gruft befindet sich links hinter dem kleinen Tisch. Reliquien von Leopold befinden sich seit 1936 in einem vergoldeten Silberschrein oben an Wand hinter dem Altar. Siehe auch: Staufergräber.
Stifter der Stauferstele
Kreissparkasse Göppingen
Einweihung: 17. April 2009
Staufergräber - Stift Klosterneuburg (Österreich)