SIRACUSA 2018
Blick von Nordosten auf das quadratische Kastell, das Kaiser Friedrich II. zwischen 1232 und 1240 in Siracusa (Sizilien) errichten ließ. Die südlichste und am weitesten vom Hohenstaufen entfernte Stauferstele ist die dritte in Italien und steht innerhalb der die gesamte Halbinselspitze von Siracusa umfassenden Verteidigungsanlage vor dem vorne rechts im Bild befindlichen Rundturm beim Eingang zum Kastell.
Inschriften der 37. Stauferstele
CASTELLO MANIACE | ||
FRIEDRICH | ||
FEDERICO II | ||
FRIDERICUS |
Hintergrundinformationen zur Stauferstele
Die Stauferstele steht im Inneren der Festungsanlage links vor dem Eingang zum Kastell, das Kaiser Friedrich II. zwischen 1232 und 1240 an Stelle einer älteren Burg erbauen ließ. Das Kastell wird in Erinnerung an den byzantinischen General Georgios Maniakes, der Siracusa um 1038 vorübergehend von den Arabern befreit hat, als "Castello Maniace" bezeichnet. – Der quadratische Sockel wurde hier anders als bei allen anderen Stauferstelen an den unbeschrifteten Seiten der achteckigen Stele ausgerichtet. Die auf diesem Foto abgebildete Stifterinschrift steht dadurch nicht unter einer bestimmten Inschrift, sondern zwischen zwei beschrifteten Seiten der Stele.
La Stele di Siracusa |
Inaugurata nel Castello Maniace la 37esima stele dedicata alla famiglia sveva degli Staufer.
DI PASQUALE EPISCOPO (LUGLIO 2018)
734 v. Chr. gründeten griechische Siedler aus Korinth auf der Insel Sizilien das antike Συρακούσαι (Syrakusai).
Dionysios I. führte im Jahre 405 v. Chr. in Syrakus die Tyrannenherrschaft ein.
Sein Sohn, der Tyrann Dionysios II. von Syrakus, ist Handlungsfigur in der von Timaios von Tauromenion überlieferten Anekdote vom Damoklesschwert und auch in der Ballade Die Bürgschaft von Friedrich Schiller.
Archimedes von Syrakus war einer der bedeutendsten griechischen Mathematiker, Physiker und Ingenieure der Antike. Seine Wurfmaschinen wurden bei der Verteidigung von Syrakus im Zweiten Punischen Krieg eingesetzt. Die Römer brauchten drei Jahre, bis sie 212 v. Chr. die Stadt eroberten.
Nach einer Erzählung von Valerius Maximus wurde Archimedes von einem römischen Soldaten mit gezogenem Schwert nach seinem Namen gefragt. Statt diesen zu nennen, bat Archimedes, seine in den Sand gezeichneten Diagramme nicht zu zerstören (noli, inquit, obsecro, istum disturbare). Daraufhin erschlug ihn der Soldat.
Unter arabischer Herrschaft verlor Syrakus im 9. Jahrhundert seine Stellung als bedeutendste Stadt auf der Insel an Palermo, das zur neuen Hauptstadt Siziliens ausgebaut wurde. Heute ist Siracusa mit über hundertzwanzigtausend Einwohnern Siziliens viertgrößte Stadt und ein bedeutender wirtschaftlicher und touristischer Standort.
Wo im antiken Syrakus möglicherweise ein Heratempel stand, wurde später ein Kastell errichtet. Der byzantinische General Georgios Maniakes eroberte zwischen 1037 und 1040 den Osten des damals von den Arabern besetzten Siziliens zurück. Er sorgte wahrscheinlich für eine Verstärkung der Verteidigungsanlagen. Aus dieser Zeit ist der Name "Castello Maniace" tradiert.
Nach einer erneuten arabischen Periode wurde Syrakus 1087 von den Normannen erobert. Durch die Heirat von Kaiser Heinrich VI. aus dem Hause der Staufer mit Konstanze, die später ihren Vater, den Normannenkönig Roger II. von Sizilien beerbte, fiel das Königreich Sizilien an die Staufer.
Kaiser Friedrich II., der einzige Sohn von Heinrich VI. und Konstanze, ließ zwischen 1232 und 1240 an Stelle der alten Anlage ein prachtvolles neues Kastell erbauen, das noch heute die Ansicht des Hafens von Syrakus dominiert.
Der einzigartige staufische Bau hat einen quadratischen Grundriss mit etwa fünfzig Meter Seitenlänge und Rundtürmen an den vier Ecken. Trotz seines äußerlichen Kastellcharakters handelte es sich im Inneren eher um einen Palast, der der Repräsentation diente und für Verteidigungszwecke kaum geeignet war.Gotische Säulenhalle im Castello Maniace nach der 2018 abgeschlossenen Restaurierung. Die Säulen sind mit schwarzen Metallbändern gesichert.
Das Untergeschoss bestand aus einem einzigen gotischen Saal mit von Kreuzrippen überspannten Jochen, die auf sechzehn teilweise noch erhaltenen Säulen ruhten, die von reich geschmückten Kapitellen bekrönt waren.Heutiger Grundriss des Castello Maniace. Eines der reichgeschmückten Kapitelle im Saal.
Grundrisskonstruktion nach Giuseppe Agnello (links), Rekonstruktionsversuch der gotischen Säulenhalle (E. Bucher). Quelle: Die Zeit der Staufer, Band III, Stuttgart 1977, S.153.
Friedrich-von-Schwaben-Platz – Kaiser und König von Sizilien 1194-1250. Foto: Sibylle Kreisel.
Am besten ist das Stauferkastell aus der Luft zu erkennen. Das Foto stammt aus einer Zeit, als noch keine Stauferstele existierte. Sie steht heute bei dem runden Eckturm links im Bild.
Kaiser Friedrich II. wird in Italien Federico II di Svevia (dt.: von Schwaben) genannt. Nachweislich hat er sich mindestens drei Mal in Syrakus aufgehalten. In der Nähe des Castello Maniace ist ihm ein Platz gewidmet, wo er als Kaiser und als König von Sizilien gewürdigt wird. Das auf dem Straßenschild anscheinend ursprünglich falsch angegebene Geburtsjahr wurde nachträglich korrigiert.
Das quadratische hochmittelalterliche Kastell wurde in den 1540-er Jahren, als Sizilien ein aragonisch-spanisches Vizekönigreich war, mit Bastionen zu einer frühneuzeitlichen Festungsanlage umbaut, um türkische Einfälle vom Meer her abzuwehren.
Man weiß nicht, ob der zweifellos dreigeschossig geplante quadratische staufische Bau auch so vollendet wurde. Falls ein drittes Geschoss existiert hat, wurde es ab 1673 von den Spaniern im Rahmen weiterer Befestigungsmaßnahmen entfernt, um Kanonen keine Angriffsfläche zu bieten. Die Verteidigungsanlage auf der Halbinselspitze, die an drei Seiten auf natürliche Art durch das Meer geschützt war, wurde damals stadtwärts durch einen heute zugeschütteten Grabendurchstich vom Festland getrennt.
Nach starken Beschädigungen durch eine Pulverexplosion im Jahre 1704 wurde die Verteidigungsanlage in etwa so wiederhergestellt, wie sie sich heute präsentiert.
Die Stauferstele in Siracusa ist nach der allerersten Stauferstele, die im Jahre 2000 in Fiorentino errichtet wurde, und der in Bari von 2009 die dritte in Italien. Foto: Sibylle Kreisel.
Erläuterung der Inschriften
Stadtwappen Siracusa. Das Wappen von Siracusa zeigt einen gekrönten Adler mit einer Burg auf den Knien und einem Bündel mit sechs Blitzen in den Krallen. Der italienische Text darunter lautet: Castello Mainiace, ein wirkliches und wahrhaftiges Symbol der Macht und Genialität des Kaisers Friedrich II. Erbaut 1132-1240.
Stauferlöwen. Der deutsche Text stammt von Matthaeus Parisiensis (dt.: Matthäus von Paris, ital.: Matteo da Parigi, engl.: Matthew of Paris). Dieser zeitgenössische englische Geschichtsschreiber berichtete über den Tod von Friedrich II. im Jahre 1250:
Obiit autem circa eadem tempora principum mundi maximus Frethericus, stupor quoque
mundi et immutator mirabilis.
Etwa zur gleichen Zeit starb Friedrich, der größte der Fürsten der Welt,
auch das Staunen der Welt und ein wunderbarer Wandler.
Darunter steht eine englische Version des Textes von Matthäus von Paris. Dies ist der erste und bisher einzige Text auf einer Stauferstele, der auch englischsprachige Touristen berücksichtigt.
Königreich Sizilien. Oben steht eine italienische Version des Textes von Matthäus von Paris. Darunter steht auf Italienisch: Einziger Sohn von Kaiser Heinrich VI. von Hohenstaufen (1165-1197) und dessen Ehefrau und Königin von Sizilien, Konstanze von Hauteville (1154-1198). Enkel von Kaiser Friedrich I. Barbarossa und von König Roger II. von Sizilien, genannt der Normanne. Kaiser Friedrich II. war über seinen staufischen Vater Heinrich VI. ein Enkel von Kaiser Friedrich I. Barbarossa und über seine normannische Mutter Konstanze ein Enkel von König Roger II. von Sizilien.
Reichsadler. Der lateinische Text lautet: Friedrich von Gottes Gnade Kaiser der Römer und stets erhaben, König von Jerusalem und Sizilien, Herzog von Schwaben. Darunter steht die lateinische Version des Textes von Matthäus von Paris. Kaiser Friedrich II. wurde am 26. Dezember 1194 in Jesi geboren und starb am 13. Dezember 1250 im Castel Fiorentino.
Sockel. Auf einer Seite des quadratischen Sockels, der hier anders als bei allen anderen Stauferstelen an den unbeschrifteten Seiten des Oktagons ausgerichtet ist, steht der Name der Stifterin und ihr 2014 verstorbener Ehegemahl Srećko Bošnjaković, an den diese Stele erinnern soll. Auf einer anderen Seite steht, dass der Bildhauer Markus Wolf sie im Jahre 2018 gemacht (lat.: fecit) hat und dass dies die 37. Stauferstele ist.
Einweihung am 21. Juli 2018
Links: Giuseppe Moscatt, der Vorsitzende der Associazione Culturale Italo-Tedesca Siracusa, und seine Frau Vincenza Salamone-Moscatt waren für die Gesamtorganisation der Stele in Sizilien verantwortlich. – Rechts: Johann Heinrich von Stein bei der Festansprache. Vergrößerte Ansicht. Fotos: Sibylle Kreisel.
Die Stifterin Susanne Bošnjaković-Büscher im Moment der Enthüllung. Mit im Bild: Rosalba Panvini (Superintendentin von Siracusa) und Francesco Italia (Bürgermeister von Siracusa). Vergrößerte Ansicht. Fotos: Sibylle Kreisel.
Die Stauferstele in Siracusa ist die einzige, bei der die Kosten für das Fundament nicht von der Stadt übernommen wurden.
Erst mit erheblicher finanzieller Unterstützung durch die Koblank GmbH, die das Stauferstelenprojekt bereits seit 2012 publizistisch im Internet fördert, konnte die Stele in Siracusa realisiert werden. Weitere Details.
Stifter der Stauferstele
Dr. Susanne Bošnjaković-Büscher
In memoriam Srećko Bošnjaković *1937 2014
Einweihung: 21. Juli 2018
Invito all'inaugurazione della stele | |
Giovanna Marino: Le due facce relative al Castro Maniace Libertà Sicilia, 26 Luglio 2018, p. 8. | |
Pasquale Episcopo: La Stele di Siracusa Inaugurata nel Castello Maniace la 37esima stele dedicata alla famiglia sveva degli Staufer. | |
Filippo Sciara: Ritrovato il palazzo di caccia del sovrano svevo nella Foresta del Camaro presso Messina Incontri. La Sicilia e l'altrove. N. 26, 2019, p. 57-60. | |
Enzo Papa: L’imperial cacciatore Incontri. La Sicilia e l'altrove. N. 26, 2019, p. 17-19. | |
Elio Miccichè: Editoriale Incontri. La Sicilia e l'altrove. N. 23, 2018, p. 1. | |
Sibylle Kreisel: Una Stauferstelen anche in Sicilia? Incontri. La Sicilia e l'altrove. N. 12, 2015, p. 3. | |
Manfred Akermann: La patria degli Staufer Incontri. La Sicilia e l'altrove. N. 9, 2014, p. 17-21. | |
Flugreise 19. bis 23. Juli 2018 zur Einweihung | |
Konrad Vanja: Il secolo di Federico II Rezension des Incontri Sonderheftes Juli 2018. | |
Stauferstele in Sizilien Hohe Zusatzkosten, konstruktive Besonderheiten |