BURG NIEDERHAUS 2012
Die Ruine der Burg Niederhaus befindet sich in Bayern der Nähe von Nördlingen. Sie liegt rund drei Kilometer südöstlich oberhalb von Hürnheim, einem Ortsteil von Ederheim. Foto: Verwaltungsgemeinschaft Ries.
Inschriften der 16. Stauferstele
Wappen der Edelfreien von Hürnheim BURG | ||
KONRADIN | ||
DIE BRÜDER | ||
AN DER SEITE DES |
Hintergrundinformationen zur Stauferstele
Gerade diese Stauferstele vor dem Bergfried der Ruine Niederhaus hat einen ganz besonderen Reiz, da sie den für die gesamte europäische Geschichte relevanten Untergang der Staufer gleichzeitig regionalgeschichtlich im Ries verortet. – Sie wurde anders als alle anderen Stauferstelen von über hundert Stiftern finanziert, die sich an einer Stele beteiligen konnten, ohne sie als Einzelperson komplett finanzieren zu müssen.
Die Burg Niederhaus ist die Ruine einer stauferzeitlichen Höhenburg, die im 12. Jahrhundert als Stammsitz der Edelfreien von Hürnheim errichtet wurde. Unterhalb der Ruine hat sich der heute noch bewirtschaftete ehemalige Wirtschaftshof erhalten.
Der ursprüngliche Name der Anlage war Burg Hürnheim, später wurde sie zur Unterscheidung von der nur einen Kilometer Luftlinie entfernte Burg Hochhaus als Niederhaus bezeichnet.
Der einsturzgefährdete Palas der Burgruine Hochhaus. Foto: Wikipedia. |
Die andere Burgruine namens Hochhaus liegt auf einer Randhöhe des Kartäusertales und wurde um 1200 wahrscheinlich als Stammsitz einer Seitenlinie der edelfreien Familie von Hürnheim angelegt.
Konradin, mit dem die Staufer in männlicher Linie ausstarben, wurde auf seinem Feldzug, bei dem er sein sizilianisches Erbe zurückgewinnen wollte, von den Brüdern Hermann und Friedrich von Hürnheim nach Italien begleitet. Friedrich von Hürnheim gehörte zu den Getreuen, die 1268 mit Konradin in Neapel hingerichtet wurden. Sein Bruder Hermann kam im Januar 1269 wohlbehalten wieder auf die Burg Hürnheim zurück.
Mit Hans Johann von Hürnheim starb die Familie 1585 im Mannesstamm aus, die Tochter verkaufte die Burg an die Grafen von Oettingen-Oettingen. Später gelangte die Burg an den Deutsche Orden und 1805 im Zuge der Säkularisation an das neu gegründete Königreich Bayern.
Im Zuge der Burgenromantik des 19. Jahrhunderts ließ man die beiden Nachbarburgen Hoch- und Niederhaus absichtlich zu Ruinen verkommen.
Erläuterung der Inschriften
Hürnheim. Die Burg der Edelfreien von Hürnheim wurde 1153 erstmals erwähnt. Als Edelfreie oder Edelinge wurden ursprünglich germanische Adelige bezeichnet, die sich von den anderen Freien durch die Zahlung des dreifachen Wehrgeldes unterschieden. Aus den Edelfreien entwickelte sich im Laufe des 12. Jahrhunderts der Hohe Adel im Gegensatz zum in seinen Ursprüngen meist unfreien Dienstadel, den sogenannten Ministerialen.
Als Kommende (Betonung auf der zweiten Silbe) oder Komturei bezeichnet man die Niederlassungen der Ritterorden, zu denen die Johanniter zählten. Die ehemalige Johanniter-Kommende liegt in fünf Kilometer Luftline nördlich von Burg Niederhaus im heutigen Nördlinger Stadtteil Kleinerdlingen. Sie wird heute unter dem Namen Johanniter-Schloss als Eigentumwohnungsanlage genutzt.
Klosterzimmern ist ein ehemaliges Zisterzienserinnenkloster in Deiningen und liegt vierzehn Kilometer nordöstlich von Hürnheim. Nach seiner Aufhebung durch die Grafen von Oettingen im Jahr 1558 wurde es schließlich ein landwirtschaftlicher Gutshof im Besitz der Fürsten von Oettingen-Wallerstein. Im Jahr 2000 wurde Klosterzimmern an die Glaubensgemeinschaft Zwölf Stämme verkauft. Das Mittelschiff der einstigen gotischen Klosterkirche ist heute noch als Gotteshaus erhalten.
Reichsadler. Konrad (in Italien in der Verkleinerungsform Corradino genannt, daher Konradin) war der letzte Staufer. Er war Herzog von Schwaben (ab 1262 als Konrad IV.), König von Jerusalem (ab 1254 als Konrad II.) und König von Sizilien (ab 1254 als Konrad II.), konnte sich aber nicht mehr als deutscher König oder gar als Kaiser durchsetzen. 1268 wurde er im Alter von sechzehn Jahren in Neapel enthauptet, als er vergeblich versuchte, sein sizilianisches Erbe gegen Karl von Anjou durchzusetzen. – Auf dem Sockel steht, dass der Bildhauer Markus Wolf die Stele im Jahre 2012 machte (lat.: fecit).
Siehe auch: Das "staufische" Königreich Jerusalem.
Stauferlöwen. Konradin wurde auf seinem Feldzug von den Brüdern Hermann und Friedrich von Hürnheim nach Italien begleitet. Das Zitat stammt von Erich Maschke (1900-1982), einem Historiker und Professor für Geschichte. – Auf dem Sockel steht etwas irreführend, dass Württemberg die Stele gestiftet (lat.: dedit) hat. Tatsächlich wurde die Stele von 122 Einzelspendern gestiftet, die zwischen Oktober 2011 und September 2013 die Möglichkeit nutzten, sich mit Beträgen zwischen drei und zweitausend Euro an einer Stele zu beteiligen, ohne sie als Einzelperson komplett zu finanzieren. Die Stele erinnert (lat.: in memoriam) an den Historiker Hansmartin Decker-Hauff.
Jerusalemkreuz. Mit Konradin hingerichtet wurde Friedrich von Hürnheim sowie andere Getreue. Zu diesen gehörte auch Friedrich Markgraf von Baden und Herzog von Österreich, an den auf den Stauferstelen in Klosterneuburg und Besigheim erinnert wird.
Blick von der Burg Niederhaus aus in Richtung Osten.
Hürnheim mit dem Bergfried der Burg Niederhaus im Hintergrund.
Gedenktafel in der Burgruine, die 1868 zum 600. Todestag von Friedrich von Hürnheim errichtet wurde. Unter dem Wappen der Edelfreien von Hürnheim mit einem Hirschgeweih und einem Helm mit Büffelhörnern steht: Dem Andenken des Edelherrn v. Hürnheim der mit dem letzten Hohenstaufen Conradin am 29. Oktober 1268 in Neapel enthauptet wurde. Errichtet am 29. Oktober 1868.
Stifter der Stauferstele
122 Spender, die sich an der Finanzierung einer Stele beteiligen konnten, ohne sie als Einzelperson komplett finanzieren zu müssen.
Die Koblank GmbH, die das Stauferstelenprojekt bereits seit 2012 publizistisch im Internet fördert, hat im Mai 2013 die zu diesem Zeitpunkt noch fehlenden 2.500 Euro finanziert.
In memoriam Hansmartin Decker-Hauff (1917-1992)
Einweihung: 6. Mai 2012