TRIFELS 2008
Felsnase der Burgruine Trifels auf 494 Meter Höhe.
Inschriften der 6. Stauferstele
Wappen des Reichs CASTELLUM | ||
SCHATZKAMMER | ||
MARKWARD | ||
VERLEIHUNG |
Hintergrundinformationen zur Stauferstele
Die Stauferstele steht in der Vorburg beim Brunnenturm. Das Foto entstand im Frühjahr 2013 im Nebel. Diese Stauferstele wurde nicht wie üblich aus rahmweiß gebändertem Jura-Travertin angefertigt, sondern passend zum Buntsandstein des Trifels aus rötlichem Vogesensandstein.
Die Burg Trifels liegt im Pfälzerwald in Rheinland-Pfalz auf dem Sonnenberg oberhalb von Annweiler. Sie steht in 494 Meter Höhe auf einem riesigen dreiteiligen Buntsandsteinfelsen, von dem sie ihren Namen hat: Dreifacher Fels. Die ältesten heute noch sichtbaren Teile der Burg stammen aus dem 11. Jahrhundert. Die das heutige Bild prägenden Bauwerke sind aber noch nicht einmal siebzig Jahre alt. Siehe auch: Wer den Trifels hat, hat das Reich.
Die Reichsburg Trifels war vor 825 Jahren
das Gefängnis für Richard Löwenherz
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Schon Kelten und Römer nutzten den Sonnenberg über Annweiler für Wehranlagen, die aber im 5. Jahrhundert aufgegeben wurden. 1937 wurden bei Ausgrabungen Reste einer hölzernen Burganlage entdeckt, die aus dem 10. Jahrhundert stammt.
Im Reichenbacher Schenkungsbuch wurde die Burg mit der Nennung Diemars von Trifels erstmalig erwähnt, der in den 1080er Jahren in ein Kloster eintrat. Dies geschah während der Regierung von Kaiser Heinrich IV. während des Investiturstreits. Diemar übertrug den Trifels damals dem Gegenkönig Hermann von Salm. Unter Kaiser Heinrich V. wurde der Trifels eine Reichsburg.
Im 12. und 13. Jahrhundert zur Zeit der Staufer war Trifels eine der wichtigsten Reichsburgen und diente zeitweilig zur Aufbewahrung der Reichsinsignien, die heute im Original in Wien und als Replikate auf dem Trifels zu besichtigen sind. Zu diesen Herrschaftszeichen des Reiches, die gleichermaßen für König und Kaiser galten, gehörten u.a. Reichskrone, Zepter, Reichsapfel, Schwert und Heilige Lanze.
Der Besitz der Reichsinsignien war ein maßgebliches Indiz für die Rechtmäßigkeit eines Königs bzw. Kaisers. Daher soll es im Mittelalter das geflügelte Wort gegeben haben: "Wer den Trifels hat, hat das Reich."
Die Stauferstele wurde passend zum Buntsandstein des Trifels aus rötlichem Vogesensandstein angefertigt, der aus einem Steinbruch von Rothbach im Elsass stammt. Alle anderen Stelen (außer Hohenstaufen und Haguenau) bestehen aus rahmweiß gebändertem Jura-Travertin.
Erläuterung der Inschriften
Reichsadler. Der lateinische Text heißt auf Deutsch: Die Burg, die Trifels genannt wird. Diemar, Oberhaupt von Trifels. Diemar von Trifels, der in den 1080er Jahren Mönch wurde und eine Schenkung an das Kloster Hirsau machte, die Abt Wilhelm als Gründungsgut an Kloster Reichenbach weitergab, wird im Reichenbacher Schenkungsbuch erwähnt: Diemarus quidam, capitaneus de driveles, veniens hirsaugiam ad conversionem (dt.: Ein gewisser Diemar, Oberhaupt von Trifels, kam nach Hirsau zur Bekehrung [= Eintritt ins Kloster]).
Der Begriff capitaneus (von lat.: caput [dt.: Kopf], von dem das heutige Wort Kapitän abstammt) war damals im deutschen Südwesten zwar eher selten, aber nicht einzigartig. Im Reichenbacher Schenkungsbuch (P 12) erscheint zum Jahr 1088 auch ein Burkhard von Kürnberg mit diesem Titel. Es ist ein schillernder Begriff1 und könnte im vorliegenden Kontext vielleicht Burghauptmann oder Burggraf bedeuten.2
Der damit korrespondierende Eintrag in dem zwischen 1143 und 1152 geschriebenen Anlageteil der jüngeren Stuttgarter Handschrift steht de driuels (Eintrag St 19). Diese Schreibweise findet man auch im Württembergischen Urkundenbuch.4
Ausschnitt der St. Pauler Handschrift des Reichenbacher Schenkungsbuchs: "driveles".
Ausschnitt der Stuttgarter Handschrift des Reichenbacher Schenkungsbuchs: "driuels".
Die auf der Stele genannte Jahreszahl 1081 wird im Reichenbacher Schenkungsbuch nicht genannt. Diese Jahresangabe beruht auf einer Reihe von Interpretationen und Prämissen, die nicht gesichert sind. In dem hierfür maßgeblichen Eintrag der St. Pauler Handschrift (P 123), der die Belagerung von Augsburg im Jahre 1081 und die erst später erfolgte Übergabe der Burg in der Rückschau schildert, erscheinen eine Reihe von Adligen, die im Eintrag dem Zeithorizont der 1080er Jahre zugeordnet werden, was aber nur durch die retrospektivische Sicht des Anfang des 12. Jahrhunderts tätigen Schreibers erklärbar ist. Diemar könnte die Burg Trifels dem Gegenkönig Hermann von Salm bereits 1081 übergeben haben, wie unterstellt wird, ebensogut aber auch erst ein paar Jahre später. Insofern bleibt lediglich der Zeitrahmen des Gegenkönigtums Hermanns, also 1081-1088.5
Die Salier waren das Kaisergeschlecht vor den Staufern. Die Staufer stammten durch die Ehe zwischen dem ersten Stauferherzog Friedrich von Schwaben mit Agnes von Waiblingen, einer Tochter des Saliers Heinrichs IV., mütterlicherseits von den Saliern ab. 1113 musste der Mainzer Erzbischof die Burg an den Salierkaiser Heinrich V. zurückgeben. Sie blieb in der Folgezeit Reichsburg, also Eigentum des Reichs und von Reichsministerialen verwaltet.
Die Inschrift auf dem Sockel ist in memoriam (dt.: in Erinnerung) an Paul Goes.
Stauferlöwen. Zu den Reichsinsignien der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches gehörten u.a. Reichskrone, Zepter, Reichsapfel, Schwert und Heilige Lanze. Sie werden heute in der Schatzkammer der Wiener Hofburg aufbewahrt. Auf dem Trifels sind Replikate zu besichtigen.
Der Trifels diente auch als Gefängnis. Der bekannteste Gefangene war der englische König Richard Löwenherz. Während des Dritten Kreuzzuges, bei dem Kaiser Friedrich I. Barabarossa im Saleph ertrank, hatte Richard den österreichischen Herzog Leopold bei der Belagerung von Akkon beleidigt. Daher wurde er auf seinem Rückweg bei der Durchquerung von Österreich von diesem gefangen genommen und an Kaiser Heinrich Vl. übergeben. Der Engländer wurde u.a. auch auf der Burg Trifels gefangen gehalten und kam schließlich durch Zahlung eines horrenden Lösegeldes frei. – An Richard Löwenherz erinnert auch die Stauferstele Speyer.
Das Lösegeld aus England ermöglichte Heinrich VI. die Finanzierung eines erfolgreichen Feldzugs nach Sizilien, wo er den über seine Frau Konstanze erworbenen Erbanspruch auf das Normannenreich durchsetzte. Der dort erbeutete Normannenschatz wurde wiederum auf den Trifels unter die Obhut von Reichsministralen gebracht, man findet aber heute nichts mehr davon.
Kurpfalz. Weißblaue Rauten der Wittelsbacher und goldener Löwe der Pfalzgrafen bei Rhein. – Markward von Annweiler war unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa und dessen Sohn Kaiser Heinrich VI. Reichstruchsess. Dieses Wort stammt vom althochdeutschen truhtsâzo (dt.: Vorgesetzter des Trosses). Das Amt bezeichnete ursprünglich den Vorsteher der Hofhaltung und der königlichen Tafel, erhielt aber im Laufe der Zeit weitere einflussreiche Funktionen.
Um 1195 wurde er Herzog von Romagna und Ravenna, Markgraf von Ancona, Graf von Abruzzo und Molise. Er wurde von Heinrich VI. kurz vor seinem Tod 1197 als Testamentsvollstrecker eingesetzt. Ab 1198 war Markward Regent des Königreiches Sizilien in Vertretung von Heinrichs VI. minderjährigen Sohnes, dem späteren Kaiser Friedrich II. Als deutscher König fungierte in dieser Zeit Philipp von Schwaben, ein Bruder Heinrichs VI.
Der lateinische Text auf dem Sockel heißt auf Deutsch: Architekten aus Stuttgart stifteten 2003 und [Der Bildhauer Markus] Wolf machte [die Stauferstele] 2008.
Annweiler. Rote Burg in Gestalt des Trifels und Kirche in romanischen Formen, das auf ein Siegel aus dem 13. Jahrhundert zurückgeht (rechts). – Annweiler wurde vermutlich, wie andere Siedlungen mit der Endung Weiler, im 7. oder 8. Jahrhundert gegründet und nach einem Franken namens Anno oder Arno benannt. Die erste Nennung Annweilers geht auf das Jahr 1086 zurück. Annweiler bekam 1219 von Kaiser Friedrich II. Stadtrechte einschließlich dem Recht zur Prägung von Münzen verliehen.
Die Stauferstele sollte, als die Inschrift auf dem Sockel gemeißelt wurde, die fünfte nach Fiorentino, Hohenstaufen, Haguenau und Waiblingen sein. Die Stauferstele in Lorch wurde zwar einige Wochen vor der auf dem Trifels eingeweiht, konnte aber auf dem Sockel nicht mehr berücksichtigt werden.
Die Stauferstele im Jahr 2012 vom Brunnenturm aus fotografiert. Die mit Blattgold verzierte Krone leuchtet in der Sonne. Foto: Bernd Krißler.
1. | Erwin Habel: Mittellateinisches Glossar, Paderborn 1970, S. 47: capitaneus durch Größe hervorragend; Anführer, höherer Lehnsmann; in Italien = 1. Graf; 2. Gemeindevorsteher; capitanea villa Hauptgut, Haupthof |
2. | Die Ausführungen zur Bedeutung von capitaneus, zu den Schreibweisen driveles und driuels in den verschiedenen Handschriften des Reichenbacher Schenkungsbuches sowie zur Datierungsproblematik 1081 beruhen auf Hintergrundinformationen von Stephan Molitor vom Landesarchiv Baden-Württemberg. |
3. | Wie 2. |
4. | WUB, Band II, Nr. A1. |
5. | Wie 2. |
Stifter der Stauferstele
Ulrich Gassmann
Reinhardt Grossmann
Architecti Stutgardiae
In memoriam Dr. Paul Goes (1920-2003) Landrat des Stauferkreises Göppingen
Einweihung: 4. Oktober 2008
Wer den Trifels hat, hat das Reich