ROTHENBURG 2010
Die Stauferstele steht im Burggarten von Rothenburg. Hier befand sich einst eine vom Stauferkönig Konrad III. errichtete "Rote Burg". Vom Marktplatz aus führt die Herrngasse in Richtung Westen zum Burgtor, dem Eingang zum Burggarten. Foto: Sibylle Kreisel.
Inschriften der 12. Stauferstele
Wappen des Herzogtums Franken KAISER | ||
KONRAD III. | ||
KÖNIG | ||
KONRAD |
Hintergrundinformationen zur Stauferstele
Stauferstele im Burggarten, im Hintergrund das Burgtor. Dieser höchste Torturm der Stadt stammt aus dem 14. Jahrhundert. Die eingeschossigen verputzten Viertelkreisbauten mit Zeltdach und Torbogen mit Ziergiebel wurden Ende des 16. Jahrhundert erbaut.
Die im Jahre 1116 ausgestorbenen Grafen von Comburg-Rothenburg errichteten bereits um 1078 auf dem Bergsporn "Essigkrug" im Südwesten der heutigen Stadt eine heute nicht mehr existierende Spornburg. König Konrad III. erwarb 1142 von den Neumünster-Kanonikern in Würzburg die Ortschaft Detwang, zu der der nordwestlich der heutigen Stadt gelegene Bergsporn gehörte,1 und erbaute dort, wo sich heute der Burggarten befindet, eine neue Burg. Für 1150 ist ein Aufenthalt Konrads in Rothenburg nachgewiesen.2
Blick von Süden auf Rothenburg. Auf dem südlichen Bergsporn "Essigkrug" (Vordergrund Mitte) befand sich die abgegangene Spornburg der Grafen von Comburg-Rothenburg. Die von König Konrad III. erbaute Reichsburg befand sich im heutigen Burggarten auf dem nördflichen Bergsporn (Mittelgrund links). Detwang ist heute ein Ortsteil von Rothenburg und liegt unten im Taubertal hinter dem nördlichen Bergsporn.
Neben der staufischen Burg entstand die nach ihr benannte Stadt Rotenburg.
Friedrich von Rothenburg, der zweite und einzig überlebende Sohn Konrads, war noch minderjährig, als sein Vater starb. Sein Vetter Kaiser Friedrich I. Barbarossa setzte ihn 1152 als Herzog von Schwaben ein und verwaltete dieses Herzogtum vormundschaftlich. Er wird als Herzog Friedrich IV. von Schwaben gezählt. 1167 zog Friedrich mit dem kaiserlichen Heer unter Führung Barbarossas nach Italien. Dort erkrankte ein Großteil des Heeres im August 1167 an Malaria. Friedrich verstarb dort im Alter von 22 Jahren. Da er kinderlos war, fiel sein Besitz an Friedrich I. Barbarossa.
Nach dem Untergang der Staufer wurde Rothenburg im Jahre 1274 Reichsstadt. Ein Erdbeben zerstörte 1356 die Burganlage, die danach als Steinbruch diente. Einzig die Blasiuskapelle wurde nach dem Beben rekonstruiert.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1631 von General Graf von Tilly eingenommen. Der Sage nach leerte der damalige Bürgermeister Georg Nusch auf Befehl Tillys 3¼ Liter Wein auf einen Zug und bewahrte damit die Stadt vor der Zerstörung. Aus diesem Anlass findet noch heute jährlich das Festspiel Der Meistertrunk statt.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor die Stadt ihre Bedeutung, es trat Stillstand ein. Aus diesem Grund ist die Stadt mit ihrer alten Bausubstanz noch in einem besonders gut erhaltenen Zustand.
Allerdings wurde Rothenburg am 31. März 1945 durch die US-Luftwaffe bombardiert. Die Zerstörung betraf hauptsächlich den neueren Ostteil der Altstadt, so dass die bedeutendsten Baudenkmäler unbeschädigt erhalten blieben; die zerstörten Gebäude wurden originalgetreu wiederhergestellt.
In diesem Artikel werden auf Seite 2 drei Punkte einer älteren Version dieser Seite zitiert, die inzwischen geändert sind.
Mit vier Fehlinformationen hält die Rothenburger Stauferstele zusammen mit der in Besigheim den unrühmlichen Rekord auf der Liste der Errata.
Erläuterung der Inschriften
Erratum 1
Rothenburg. Der erste Stauferkönig Konrad III., Sohn von Herzog Friedrich I. von Schwaben und Agnes von Waiblingen, erwarb 1142 vom Würzburger Stift Neumünster den Platz zum Bau einer neuen "Roten Burg". Sie wird 1188 im weiter unten behandelten Vertrag von Seligenstadt als castrum Rotenburch (dt.: Burg Rotenburch) bezeichnet.7 In staufischer Zeit entstand dann neben dieser Burg die Stadt Rothenburg.
Erratum 2
- Dem Wunsch eines verstorbenen römisch-deutschen Königs hinsichtlich seiner Nachfolge kam keinerlei rechtliche Bindung zu. Wie schon bei den vorangegangenen Königswahlen von Lothar III. (1125) und von Konrad selbst (1138) lag auch 1152 die Entscheidung allein bei den Fürsten. Diese musste Konrads Neffe Friedrich, der später Barbarossa genannt wurde, mit überzeugenden Gründen und Versprechungen für sich gewinnen, wenn er gewählt werden wollte.8
- Dass die Fürsten aber bereits kaum zwei Wochen nach Konrads Tod in Frankfurt zur Wahl bzw. in Aachen zur Krönung versammelt waren, lässt sich nur so erklären, dass diese Termine schon vor Konrads Tod feststanden und ursprünglich der Wahl und Krönung von Konrads Sohn Friedrich, der später von Rothenburg genannt wurde, gelten sollten.9
Konrads Sohn, Herzog Friedrich von Rothenburg (*1144/1145), starb 1167 vor Rom an der Malaria und wurde an der Seite seiner Mutter Gertrud von Sulzbach im Kloster Ebrach beigesetzt. Sein Vater Konrad ist im rund 35 Kilometer von Ebrach entfernten Bamberger Dom in der Hallenkrypta unter dem Ostchor bestattet. – Auf dem Sockel sind die Stifter, die die Stauferstele gaben (lat.: dederunt) und der Bildhauer, der sie im Jahr 2010 machte (lat.: fecit), genannt. Die Stauferstele soll an Maria Staudacher und Luise Raff erinnern.
Erratum 3
Erratum 4
Siehe auch: Vertrag von Seligenstadt 1188.
Bauliche Zeugnisse der Stauferzeit
Blick vom Burggarten ins Taubertal auf Detwang mit der romanischen St.-Peter-und-Pauls-Kirche. Diesen Ort erwarb König Konrad III. im Jahre 1142, um auf dem zugehörigen sechzig Meter oberhalb der Tauber liegenden Gelände seine "Rote Burg" erbauen zu können. Die romanische Chorturmkirche wurde später gotisiert und mit einem Kreuzigungs-Retabel von Tilman Riemenschneider ausgestattet.
Rekonstruktion der Rothenburg. Die heute noch existierende Blasiuskapelle mit ihrer 1,5 Meter starken Schildmauer im Osten war ursprünglich Teil der Ringmauer der Burg. Das relativ kleine Zugangstor der Burg ist heute noch um Untergeschoss des "Gärtnerhauses" zu sehen. Der Halsgraben wurde spätestens im 15. Jahrhundert verfüllt. Der östliche Bergfried namens "Wüster Turm" verschwand bereits Anfang des 15. Jahrhunderts. Der "Pharamundsturm", ein gegenüberliegende Bergfried an der Westspitze, blieb Teil der Stadtbefestigung und wurde 1803 abgerissen. Vergrößertes Bild.
Aus staufischer Zeit ist in Rothenburg nicht mehr viel erhalten. Von der ehemaligen Burg zeugt im heutigen Burggarten nur noch die Blasiuskapelle,12 die teilweise aus dem 12. Jahrhundert stammt.13
Die Blasiuskapelle ist das einzige erhaltene Relikt der ehemaligen Burg im Burggarten. Ihre 1,5 Meter Schildmauer im Osten, die später mit einem gotischen Maßwerkfenster durchbrochen wurde, war ursprünglich Teil der Ringmauer der Burg. Heute dient sie als Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege.
Südlich der Blasiuskapelle führt ein Weg entlang von Resten der alten Ringmauer zum ehemaligen Burgtor. Dies ist aus Sicherheitsgründen nur 2,2 Meter breit und 3,1 Meter hoch und dient seit dem 17. Jahrhundert als Unterbau des "Gärtnerhauses".
Östlich der Burg entstand eine Siedlung. Die heutige innere Altstadt wurde ab Ende des 12. Jahrhunderts befestigt. Hiervon sind noch Markusturm und der der Weiße Turm erhalten. Auch der Dominikanerturm im Klosterhof stammt aus dieser Zeit.
Der Markusturm (Mitte) wurde um 1190 erbaut, ist der älteste erhaltene Turm Rothenburgs und war Teil der ersten Stadtmauer. Der untere Teil des Weißen Turms (links) wurde um 1200 erbaut und ist das älteste erhaltene Tor der ersten Stadtmauer. Auch der Dominikanerturm (rechts) im Klosterhof des heute als Reichsstadtmuseum genutzten ehemaligen Dominikanerklosters stammt aus dieser Zeit.
In nachstaufischer Zeit wurde die Rothenburg vom Königtum kaum noch genutzt, während die sich anschließende Siedlung 1274 zur Reichsstadt erhoben wurde. Die endgültige Befestigung Rothenburgs mit Toren, Mauern und Türmen um die Stadterweiterungen ist poststaufisch und wurde schrittweise zwischen dem Ende des 13. bis ins 17. Jahrhundert errichtet.
1. | RI IV,1,2 n. 238. – Karl Friedrich Stumpf-Brentano (Hrsg.): Die Reichskanzler vornehmlich des X., XI. und XII. Jahrhunderts, Band 3. Acta imperii inde ab Heinrico I ad Heinricum VI usque adhux inedita, Innsbruck 1865-1881, Nr. 109. – Wilhelm Bernhardi: Konrad III., Leipzig 1883, S. 277. |
2. | MGH DD K III, Nr. 237. |
3. | Ekkehardi Uraugiensis chronica, MGH SS 6, S. 249, Zeile 47 ff. |
4. | RI IV,1,2 n. 14. |
5. | Annales Spirenses, MGH SS 17, S. 82, Zeile 25-26. |
6. | Der Historiker Klaus Graf hat diese Irreführung auf der Stele entdeckt und die fachlichen Hintergrundinformationen geliefert. |
7. | MGH DD F I, Band 4, Nr. 970. |
8. | Knut Görich: Friedrich Barbarossa. Eine Biografie. München 2011, S. 97. |
9. | Görich S. 95. |
10. | Jan Paul Niederkorn: Friedrich von Rothenburg und die Königswahl von 1152. In: Sönke Lorenz / Ulrich Schmidt (Hrsg.):Von Schwaben bis Jerusalem, Sigmaringen 1995, S. 51-59, hier: S. 56, 58-59. |
11. | Auf dieses Erratum machte uns Ekkehart Tittmann aus Rothenburg aufmerksam. Zur Geburt von Barbarossas fünften Sohn Konrad im Frühjahr 1172: Erwin Assmann: Friedrich Barbarossas Kinder. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, Bd. 33 (1977), S. 435-472, hier: S. 459. |
12. | Thomas Biller: Die Blasiuskapelle der staufischen Reichsburg Rothenburg ob der Tauber. In: Heyer-Boscardin, M. Letizia (Hrsg.): Wider das "finstere Mittelalter" (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters; 29), Basel 2002, S. 41-50, hier: S. 41. |
13. | Biller S. 45. |
Stifter der Stauferstele
Gunter Haug
Gerhard Raff
In memoriam
Luise Raff (1887-1980)
Maria Staudacher (1903-1965)
Einweihung: 19. September 2009
Ekkehart Tittmann: Zur Rothenburger Stauferstele