HAGUENAU 2006

Ursprünglich wurde die Stauferstele im französischen Haguenau (früher: Hagenau) am 21. Oktober 2006 etwa hundert Meter vom heutigen Standort entfernt in der Rue de la Moder 4b eingeweiht. Seit September 2012 steht sie hier im Innenhof des Maison de Retraite in der Rue du Chateau 1 auf dem Gelände der ehemaligen staufischen Königspfalz.

Inschriften der 3. Stauferstele

Wappen des Reichs

HAGENOWE
VILLA QUE DICITUR
HAGENOWE
A NOSTRO QUONDAM
PATRE DUCE
FREDERICO
FUNDATA
FREDERICUS PRIMUS
ROMANORUM
IMPERATUR
DUX SUEVIAE
ET ALSATIAE † 1190



Wappen des Herzogtums Schwaben

ALSATIA
INTER ALIA
PATRIMONIALIA
CARIOREM
FREDERICUS
SECUNDUS
ROMANORUM
IMPERATOR
DUX SUEVIAE
ET ALSATIAE † 1250
———————————————————
HELDELE DEDIT     WOLF FECIT



Siegel von Hagenau

HAGENAU
1143
STIFTUNG DER
KIRCHE ST. GEORG
DURCH
STAUFERHERZOG
FRIEDRICH
DEN EINÄUGIGEN
—————————————
1164
STADTRECHT
DURCH KAISER
FRIEDRICH
BARBAROSSA
VON KAISER
FRIEDRICH II.
1212-1220 ZUR
LIEBLINGSPFALZ
ERKOREN



Wappen von Hagenau

HAGUENAU
1143
FONDATION
DE L'EGLISE
SAINT GEORGES
PAR LE DUC
FREDERIC LE
MONOCULAIRE
—————————————
1164
CHARTE DE LIBERTE
PAR L'EMPEREUR
FREDERIC
BARBEROUSSE
1212-1220
CHATEAU IMPERIAL
FAVORI DE
L'EMPEREUR
FREDERIC II.
———————————————————
FIORENTINO 2000
HOHENSTAUFEN 2002
HAGUENAU 2006

Hintergrundinformationen zur Stauferstele

Hier sieht man die Stauferstele noch am alten Platz in der Rue de la Moder 4b gegenüber vom Alten Zollhaus, wo sie von 2006 bis 2012 stand.

Auf dem Gelände der im Jahr 1687 auf Befehl des französischen Königs Ludwig XIV. zerstörten staufischen Pfalzanlage entstand 1730/1738 ein Jesuitenkolleg, das 1767 in eine Kaserne umgewandelt wurde und seit 1961 als Maison de Retraite (dt.: Seniorenheim) dient, in dessen Innenhof die Stauferstele seit 2012 steht.

Zählt man die Aufenthalte der staufischen Könige und Kaiser in den verschiedenen Pfalzen zusammen, so hält ausgerechnet die Pfalz von Haguenau, von der nichts mehr übrig geblieben ist, den Rekord: Achtzig Aufenthalte sind nachgewiesen. Siehe auch: Die verschwundene Königspfalz von Haguenau.

Die Stauferstele wurde wegen des regionalen Bezugs aus rötlichem Vogesensandstein angefertigt, der aus einem Steinbruch von Rothbach fünfundzwanzig Kilometer nordwestlich von Haguenau stammt. Alle anderen Stelen (außer Hohenstaufen und Trifels) bestehen aus rahmweiß gebändertem Jura-Travertin.

Erläuterung der Inschriften

Reichsadler. Der lateinische Text der Stadtrechtsurkunde Barbarossas vom 15. Juni 1164 lautet auf Deutsch: Das Dorf, das Haguenau genannt wird und einst von unserem Vater Herzog Friedrich gegründet wurde. Darunter wird Barbarossa genannt: Friedrich I. Kaiser der Römer und Herzog von Schwaben und Elsass, gestorben 1190.

Stauferlöwen. Die ist ein lateinischer Text (orig.: Alsatiam tamen, a vice hereditatis nostre funiculum quem inter alia jura nostra patrimonialia cariorem habemus) aus dem Jahr 1237 von Friedrich II., dem Enkel Barbarossas. Er bedeutet, dass das Elsass ihm von allen anderen Erbgütern das liebste sei. Darunter: Friedrich II. Kaiser der Römer und Herzog von Schwaben und Elsass, gestorben 1250. – Der Text auf dem Sockel erinnert an das Stifterpaar Renate und Adolf Heldele aus Salach (lat.: dedit, dt.: gab) und an den Bildhauer Markus Wolf, der die Stele machte (lat.: fecit).

Siegel von Haguenau. Das Haguenauer Siegel stammt aus dem 13. Jahrhundert und zeigt eine Burg mit drei Türmen mit einem Adler auf dem mittleren Turm. Die Stiftung der Kirche ist aus einer Urkunde des Stauferkönigs Konrad III. vom 10. Juli 1143 bekannt, der zufolge noster Fridericus Sueuorum et Alsaciorum dux in predio suo Hagenowe dicto matricem ecclesiam edificare disponeret, also sein Bruder Friedrich, Herzog von Schwaben und Elsass, in Haguenau den Bau einer Kirche anordnete. – Die Stadtrechtrechtsurkunde von 1164 wurde bereits erwähnt. Das Attribut der Lieblingspfalz von Friedrich II. ergibt sich aus dessen zahlreichen Aufenthalten auch schon während seines ersten Deutschlandaufenthalts von 1212 bis 1220 in Verbindung mit seiner späteren Aussage, das Elsass sei ihm sein liebstes Erbgut.

Herzog Friedrich II. der Einäugige heißt in Frankreich Frédéric le Borgne.
Fingerkrautblüte. Das Haguenauer Wappen zeigt eine Blüte des Fingerkrauts. Der Text ist die französische Übersetzung der deutschen Inschrift unter dem Wappen von Haguenau. Allerdings wird Herzog Friedrich II. von Schwaben (der Einäugige) von den französischen Historikern nicht als Frederic le Monoculaire, sondern als Frédéric le Borgne (fr. borgne = dt. einäugig) bezeichnet. – Auf dem Sockel dieser Stele sind erstmals die Orte der bisherigen Stelen eingemeißelt. Dies erinnert daran, dass es die dritte Stauferstele nach Castel Fiorentino (Italien) und dem Hohenstaufen (Deutschland) in einem weiteren europäischen Staat ist. Dieser wichtige Verweis auf die anderen bereits existierenden Stelen findet sich von nun an auch bei (mit Ausnahme der neunten in Bari) allen nachfolgenden Stelen bis zur zwölften in Rothenburg. Ab der dreizehnten Stele in Besigheim ist für den Betrachter nicht mehr ersichtlich, dass es sich hier um kein beliebiges Denkmal, sondern um einen Teil eines großen Projekts handelt.

Zur Stadtmauer der Stauferzeit gehörte der oktogonale Tour des Pêcheurs (dt.: Fischerturm) mit einem Bogen über die Moder am Quai des Pêcheurs (dt.: Fischerufer) am östlichen Rand der Innenstadt.

Nur fünfundzwanzig Kilometer nordwestlich von Haguenau liegt am Rande der Nordvogesen der Steinbruch von Rothbach, von dem der rötliche Sandstein dieser Stele sowie der Stele auf dem Trifels stammt.

Stifter der Stauferstele

Renate und Adolf Heldele

Einweihung: 21. Oktober 2006


Die verschwundene Königspfalz von Haguenau

Der Steinbruch von Rothbach

Nächste Stauferstele